Patrick Rabe

Hotel der störenden Gäste

 

Teresina tanzt,

und ich häng in ihren Netzen,

und der Verklemmte versucht nicht da zu sein,

und geht mir gerade deswegen auf die Nerven.

Und der alte Mann mit der Zigarre lacht,

und holt sich, ohne, dass man’s merkt, schnell einen runter.

 

Die Musik spielt ein Zigeunerlied,

und tiefer fallen wir in Nacht und Nebel.

 

Wenn Teresina tanzt,

sitzt der Teufel stets am längeren Hebel.

 

Teresina tanzt,

sie ist staubig wie ein altes Leichentuch,

aber ganz bestimmt erst kurz so über 20,

und dann nimmt sie den Verklemmten mit,

und seine Spinnweben purzeln aus den Hirnen.

 

Er kreuzigt sie, weil er nicht mitgegangen ist,

sondern in den Hoden dieses alten Mannes sitzt.

Und er nagelt sie mit glüh’nden Augen

an die Hotel-Fick-Zimmertür,

weil ein Wesen, das er nicht ist,

ihn nun reitet.

 

Doch er lacht, denn er ist frei,

und Untergang ist über ihn gebreitet.

 

Und Teresina, gelbe Haare,

tanzt um den Roulettetisch.

Und kein Verklemmter ist mehr da,

der Tanzsaal stinkt so geil nach Rost und Scheiße.

Der alte Mann ejakuliert,

und Jesus spült sich selbst Toiletten runter.

 

Dies war einmal ein Grand Hotel,

in dem man Gästen sagte, dass sie stören,

wenn sie beim Ficken stöhnten, oder sangen,

und E-Gitarre spielten, oder koksten.

Dann blieben die, die störten, einfach da,

entstörten den Nichtstör’nden die Gehirne.

Jetzt ist es nur noch ein Hotel,

das sich die Gäste vorstellt, um zu träumen,

es wäre ein Hotel, in dem die Gäste sich gern vorstell’n,

es zu stören.

 

Und tief und vollgekackt

und glücklich röhr’n Toiletten.

 

 

© by Patrick Rabe, 16. Februar 2021, Hamburg.

 

Dieses Gedicht ist an die Novelle „Klein und Wagner“ von Hermann Hesse angelehnt, und enthält auch Anklänge an die Filme „Shining“ und „Million Dollar Hotel“ und an den Song "Hotel California".  Und nicht zuletzt auch an die Zeit, als ich bei meinen Eltern rausflog, und im Hotel Tomfort lebte.

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