Irgendwann war es so soweit
als Deine Eltern schön zu weit,
körperlich gesehn‘ recht dicht,
mit einem Lächeln
im Gesicht,
in gedimmten
Räumlichkeiten
alles in die Wege leiten,
um biologisch fachgerecht,
räumlich eher
waagerecht,
den Lebenscocktail anzusetzen
mit kurzen, eher schichten Sätzen.
Alles noch verbal begleiten,
zu hören so auf beiden
Seiten,
sich wirklich alles abverlangen,
so hat Dein Leben angefangen.
Du
warst da der zweite Strich,
ab jetzt, da geht es nur um Dich.
Wohlbehütet, warm und weich,
wächst Du heran in dem Bereich,
der im
Allgemein weit bekannt,
sehr gerne auch Mama genannt.
In deren Bauch musst Du verweilen,
damit
sich all‘ die Zellen teilen,
die Du
brauchst, um Mensch zu werden,
als Eintrittskarte hier auf Erden.
Noch ist im Bauch der Platz zwar reichlich,
doch Deine Konsistenz zu weichlich,
um damit etwas an zu fangen,
so war Dir auch die Lust
vergangen,
auf Schwimmen oder Ball zu
spielen,
du konntest sowieso nicht zielen.
Vielleicht war‘n sie schon da, die Augen
selbst
wenn sie auch zum Sehen taugen,
gereicht
hätt‘s nur für Blinde Kuh
denn Deine Augen
war'n noch zu.
Alles was Dir bleibt ist
nur,
ein Schluck aus Deiner Nabelschnur.
Nach vielen Wochen Reifezeit,
ist es endlich dann
soweit.
Du kommst hier auf diese Welt,
die Amme dich im Arme hält.
Danach folgt dann messen, wiegen
unter Wäremelampe liegen,
notiert Geschlecht und Eingangsdatum,
jeder fummelt an Dir rum.
Hast gerade
mal dein Nest verlassen
und sie dir da an Stellen fassen,
die warn' bis eben unbefleckt,
andre hast Du selbst entdeckt.
Du schaust
Dich dann im Raum so um,
da steht ein Mann im Weg herum,
das sollte jetzt dein Vater sein?
wo
war noch schnell das Kinderheim?
Nein,
hab‘ nur ein Scherz gemacht
Ein Mann in seiner
schönsten Pracht.
Der erste Schock ward
überwunden,
Du fragst Dich:“ Wer hat mich entbunden?
“
Erneut schaust Du in diese Runde
und suchst den Nächsten hier im Bunde.
Bei einer ist es Sonnen klar,
dass diese Deine Mutter
war.
Das war recht schnell herausgefunden,
Du warst ja noch mit ihr verbunden.
Der Arzt schaut flüchtig auf die Uhr
und zertrennt die
Nabelschur.
Die ersten Jahre, wenn Du klein
bist,
Dein Leben paradiesisch ist.
Essen kommt von ganz alleine,
Zähne brauchst du
dafür keine,
wirst sehr oft
herumgetragen,
liegst bequem im Kinderwagen.
Schlafen wenn Dir danach ist,
schreien, falls du
hungrig bist.
Jeder schaut auf dich gebannt,
ständig kommt jemand gerannt,
grinsend auf die Wange tätschelt
und dich königlich
verhätschelt.
Du gerne auf dem Boden
krabbelst,
meistens wirres Zeug her brabbelst,
wenig Silben reichen schon,
für die
Kommunikation.
Bist so gut wie nie allein,
könnte fast nicht besser sein.
Ok nicht alles ist so toll,
vor allem ist die Windel
voll
Mama ruft laut igitttegitt
da ist ja Mat'rial im Schritt.
Der
Gestank ist so extrem,
doch dir egal, du liegst bequem
und schaust wie sie mit viel Geschick,
Dich immer fest in Ihrem Blick,
versucht die
Windel ohne Schaden
in den Mülleimer zu laden.
Viele Tücher später dann,
dich man
wieder riechen kann.
Wenn man schon mal da so
rumliegt,
das Eine sich zum andern fügt,
wiederstehst Du der Versuchung nicht,
gibst
Deiner Blase grünes Licht,
fängst
genussvoll an zu pieseln
und die Umgebung zu berieseln.
Dein Lächeln, die Entspannung pur
hälst den Strahl auch mit Bravur.
Sie
Tücher in die Lachen tunkt,
dein Strahl erreicht den
Höhepunkt.
Mama versucht verzweifelt
dann,
zu halten, was selbst sie nicht kann.
Später wird man Dir verwehren
Sie auf diesem
Weg zu leeren.
Was dich in diesem Alter so
befummelt ist sonst nirgendwo,
in
Deinem Leben so extrem,
ein richtiges Problem.
In Scharen stehen sie um Dich,
Tageslicht
verdunkelt sich,
viele Küsschen hier und
dort,
Bäckchen kneifen schon als Sport.
Jeder will dein süßes Lachen,
und muss
dafür Krimassen machen,
beim Reden sich
die Zunge brechen,
anstatt normal mit Dir zu sprechen.
Laufen klappt jetzt immer besser,
Du wirst
bald zum Allesesser.
Stehen ist jetzt kein
Problem,
so lässt sich alles besser seh'n.
Die Umgebung wird entdeckt,
vieles dein
Interesse weckt.
Getastet wird mit Hand und
Mund,
egal ob eckig oder rund,
bekommst fast alle Türen auf,
die mit Klinke oder Knauf.
Schubladen sind interessant,
der
Inhalt fesselt Dich gebannt.
Glitzernd,
leuchtend, gut versteckt,
wird gerne von Dir aufgedeckt.
Hell und glänzend, schön verziert,
dich ganz besonders interessiert.
Verbot‘nes zieht Dich magisch an,
da niemand widerstehen
kann.
Die Welt, sie könnte so schön
sein,
wäre da nicht dieses „Neeiiiin“.
Ständig kommts, egal von wem,
gerade
hast Du was geseh'n,
läufst dem
erwartungsvoll entgegen,
lächelst absichtlich verlegen,
bist quasi schon gleich dort,
da
ist es wieder dieses Wort.
Die Fernbedienung
auf dem Tisch,
gerade wir gemacht für Dich.
Du dachtest noch, du wärst allein,
ruft
schon wieder jemand „Nein“.
Am
Herd, da kann man so schön drehen
und schon wieder
wurd‘s gesehen.
Der Ärger steigt
Dir ins Gesicht,
die schönen Sachen darf man nicht.
Die letzte Chance, ist zu probieren,
gekonnt das Nein zu ignorieren,
doch am
Tonfall wird gleich klar,
dass es ernst zunehmen war.
Nun - die Optionen spärlich scheinen,
hilft jetzt nur noch lautstark weinen.
Dein
Wortschatz wächst exorbitant,
vieles ist Dir schon bekannt.
Sätze mit so ein zwei Worten,
öffnen ungeahnte Pforten.
Vor nicht
all‘ zu langer Zeit,
warst Du da noch nicht so weit.
Eltern mussten Schmerz durch Zahnen,
durch wildes Raten noch erahnen.
So haben
Deine Eltern dann,
gemäß dem „Rate-mal
Programm“,
akribisch alles
durchgecheckt,
wo des Übels Wurzel steckt.
Essen, trinken könnte es sein,
das Kind
schreit noch – bedeutet nein.
Bäuerchen, ein Pups drückt sehr?
Wo kommen bloß
die Schmerzen her?
Kind schreit noch, der
Kopf wird rot,
was hab ich noch im Angebot?
Vielleicht gestoßen oder Schwindel
Müdigkeit, die volle Windel?
Zu kalt, zu
heiß, zu warm,
oder doch nur auf den Arm?
Wenn auch in späten Abendstunden,
irgendwann hat man’s gefunden.
Diese
Zeit, nicht einfach war,
doch heute sagst Du „AUA,
da!“
zwar freu‘n sich Deine
Eltern schon,
dass Tochter oder Sohn,
sich artikulieren kann,
merken aber schnell auch dann,
wo früher noch ein Nein genug war,
folgte jetzt von Dir ein Kommentar,
denn Du warst lange nicht bereit,
kampflos und gar ohne Streit,
das Nein zu akzeptieren,
man
sollte das schon diskutieren.
So drehst Du
dich ganz langsam rum
und konterst auf das Nein: „WARUM?
“
Die Zähne, werden immer mehr,
Dein Outfit gibt jetzt auch mehr her.
Je nach Essen oder Trinken,
wird die Windel anders stinken
und doch egal wie oft man wickelt,
ständig ist dein Po verpickelt.
(Ende Teil 1)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Das Mädchen aus Oberschlesien
von Brigitte Hanisch
Das kleine Mädchen Brigitte wächst wohlbehütet in einer Großfamilie im katholischen Oberschlesien auf. 1938 siedeln die Eltern mit Brigitte nach Kiel um. Dort wird Ihre Schwester Eva-Maria geboren. 1939 beginnt der Krieg und Kiel wird besonders gebeutelt. Entsetzliche Jahre für das kleine Mädchen. Tag und Nacht Bombenangriffe. Hungersnot und immer die Angst um den Vater. Das Mädchen ist seelisch in einem so schlechtem Zustand, dass die Eltern Brigitte nach Oberschlesien zur Schwester der Mutter schicken. Dort wird sie eingeschult und geht auch in Schomberg zur ersten heiligen Kommunion. In den nächsten Jahren pendelt sie hin und her. Kinderlandverschickung nach Bayern, Kriegserlebnisse in Kiel, danach wieder zurück nach Oberschlesien zur Erholung. Dort aber hat sie große Sehnsucht nach ihrer Schwester und den Eltern und fährt deshalb Weihnachten 1944 nach Kiel zurück. Das ist ihr Glück, denn im Januar 1945 marschieren die Russen in Beuthen ein.
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