Karl-Konrad Knooshood

50 Formen des Wartens

 

 

Wie viele Leben wurden korrumpiert oder beendet,

wie oft elendig Menschen verwendet,

mitunter, gar die im Nehmen Harten,

beim…beim… …verdammt…laaaaaangen Warten?!,

 

Dabei gibt’s diverse Arten,

des größten Lebenszeiträubers,

namentlich: des Wartens,

des perfiden Geistbetäubers:,

 

Wäre etwa das bange Warten,

wie wenn man zum Rektor muss,

oder vor Gericht, eh man in den Saal gerufen,

oder bei drohendem Verlust,

oder vor den Karrierestufen,

 

Es gibt, etwa bei Bewerbung um Berufe,

das nervöse Scharren mit den Hufen,

das voll Lampenfieber für die Rolle Warten,

für die paar Satzkantaten,

 

Es gibt natürlich 's freudige (Er-)Warten,

das den Schlaf am Vortag gar rauben kann,

mit Portionen Übermuts gepaartes,

das man euphorisch eingeplant,

 

Es gibt das gleichgültige Warten,

und das Warten oder Warten-Dürfen,

das aufs gute Geld oder die Raten,

oder sehnsuchtsvoll aufs Kaffeeschlürfen,

 

Zeit dehnt sich, lehnt sich an epische Kaugummi-Expander,

die in zähstem Sirup mehr verharren als schwimmen,

man kann nur verzweifelt wie ein Salamander,

den Metabolismus auf Scheintod dimmen,

 

doch die Sekunden verglimmen,

und die Sonne wandert und wandert,

in ihrem Zyklus bis zum Neubeginnen,

 

Man wartete sich schon letal,

oder tief hinein ins chronische Jammertal,

oder die Beine in den Bauch hinein,

sodass operativ entfernt sie werden mussten,

Mancher wartete sich Schorf und Krusten,

oder ein Rückenzipperlein,

- und wenn ein Jemand dabei war,

und der sprach sehr viel,

wuchs ein Ohrenschnitzel gar,

oder eine Frischfrikadelle mit Remoulade und Dill,

 

Mancher spielte alle Apps der Welt wartend,

mancher wurd wie 'n Wienerschnitzel in der Sonne bratend,

jemand schaute schon ganz YOUTUBE leer,

oder ertrank im eignen Tränen- oder Rotze-Meer,

Gar gefährlich ist dies für Leib und Leben sehr,

Drum, werte Dame, werter Herr,

spende dein Leben nicht als Wartender,

lieber noch als Wirt und Bartender,

oder im Wald als Sieben-Ender…






(12.01.2021)(C) 2021 Kwaitforme Kwaitinbestmoodhood


Stulle: Wie bist Du auf das Thema "Warten" gekommen? Ist das nicht entsetzlich langweilig?

Knooshood: Was, das Warten oder das Schreiben darüber?

Stulle: Äh...beides?!

Knooshood: Tatsächlich war es eine Warte-Situation, die mich auf die Schreibung brachte. Man geht ja
umher und lässt sich inspirieren. Für Autoren, da geht es vermutlich den meisten, auch hier, so, ist die
Welt ein Ort voller Wunder, die sie alle in ihr gewaltiges Füllhorn füllen möchten - um sie dann mittels
dieses Utensils in Texte zu verwandeln. Meist in Prosa oder Poesie. Letzteres ist hier versucht worden.

Stulle: Aber der Titel wird dem Ganzen nicht gerecht: 50 Varianten des Wartens sind es nicht...

Knooshood: Natürlich soll der Titel auf den Skandal-Sexroman "50 Shades Of Grey" anspielen, was mir
mit vielen Dingen so geht. 50 Formen aufzuzählen, hätte total den Rahmen gesprengt. Potenzielle Leser
haben nicht ewig Zeit und essen zeitig - vermutlich.

Stulle: Eine Botschaft?

Knooshood: Vermeide das Warten oder suche Muße darin, warte nie/nicht zu lang, nutze die Zeit des
Wartens, lass Dich vom Warten nicht zermürben.

Stulle: Aber am Warten stirbt man natürlich nie, nicht wahr? Da übertreibst Du?!

Knooshood: Doch, ich bin überzeugt, dass man durch zu langes, elendes Warten durchaus sterben
könnte. Kommt auf die körperliche Konstitution, das Alter, die Leidensfähigkeit, die Geduld an.

Stulle: Hast Du sämtliche beschriebenen Formen des Wartens schon einmal erlebt?

Knooshood: Fast alle, bis auf das Warten auf die Gerichtsverhandlung. Sowas hatte ich
selbstverständlich noch nicht, denn ich bin weiterhin zumindest das: unbescholtener Bürger.

Stulle: Danke für das Gespräch.

Knooshood: Nichts zu danken, lieber Stulle.
Karl-Konrad Knooshood, Anmerkung zum Gedicht

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