Samantha Rhinow
Ich kann nicht mehr - oder doch?
Ich kann nicht mehr. Egal, wie lange ich kämpfe, es hört nie auf. Egal, wie viel ich verliere, es hört nie auf. Egal, wie viel mir genommen wird, es hört nie auf. Es hört nie auf. Ich sitz da und weiß nicht mehr, wer ich bin, was von mir noch übrig ist. Mein Leben zieht an mir vorbei, grau und traurig, leise und still, ohne, dass ich es jemals gelebt hab. Ich hatte nie die Chance, einmal normal zu sein. Die Chance wurde mir vor langer Zeit genommen. Und ich bekomme sie auch nie wieder. Wie soll ich denn leben, wenn mein Körper mir das Leben nimmt? Wie soll ich kämpfen, wenn ich mein ganzes Leben nichts anderes gemacht habe? Wie soll ich meinen Frieden finden, wenn es nie aufhört? Ich kann einfach nicht mehr. Wo führt mich das hin? Für was soll ich denn kämpfen? Für ein Leben, das danach noch viel schlimmer weiter geht? Wie soll ich das machen? Woher soll ich die Kraft nehmen? Wo soll ich die Stärke noch finden?
Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich, wie sich der Schnee langsam über alles legt. So friedlich, so still. So hell, so perfekt. Und doch vergeht der Schnee in einem Augenblick. Die Sonne wird immer stärker sein als der Schnee. Denn eigentlich gibt es Kälte nicht. Kälte ist nur ein Fehlen von Wärme. Ein Fehlen der Sonne.
Vielleicht ist mein Leben ja wie die Welt da draussen. Seit langer Zeit liegt Schnee, manchmal meterdick und ich komme gar nicht mehr aus der Tür. Aber die Sonne ist immer stärker. Kälte ist nur ein Fehlen von Wärme. Und irgendwann kommt die Sonne wieder.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.03.2021.
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