Janna Ney
Wenn der Stift stiften geht
Ein parfümiertes Briefpapier
vergilbte in der Schreibtischlade.
Ein spitzer Stift bemerkte: Wir
berühren uns am Rande. Schade,
dass wir uns ständig ignorieren!
Ich würde dich so gerne kitzeln
und, wenn du aufhörst, dich zu zieren,
die leere Fläche zart verkritzeln.
Dem Blatt schoss Röte ins Gesicht,
es säuselte recht arrogant:
Ein Stift wie du ganz sicher nicht!
Dann drehte es den Kopf zur Wand.
Die Stimmung war nun angespannt.
Verwegen zog der Stift die Spitze
am weißen Blätterrand entlang
und spürte deutlich, wie die Hitze
durchs Blei in seinen Körper drang.
Das Briefpapier gab sich empört:
Wie kannst du Billigstift es wagen?
Doch insgeheim war es betört
und hörte sich errötend fragen:
Kannst du nicht etwas fester drücken?
Und bitte, schreib nicht nur am Rand,
beschreib mich ganz, lass keine Lücken!
Der Stift verlor fast den Verstand
und gab dem Blatt so richtig Druck.
Er hat wohl heftig zugestochen,
das Ende kam Ruck Zuck:
Ihm ist die Mine abgebrochen. Vorheriger TitelNächster Titel
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.04.2021.
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