Monika Litschko

Der Kühlschrank

Die Leberwurst im Kühlschrank friert,
sie hofft, dass man sie bald verschmiert,
damit ihr Leid ein Ende hat,
denn dieses Dasein, war sie satt.

Auch die Fleischwurst tat ihr leid,
sie trug ein Kunstdarm Pellekleid
und hockte zitternd hinter Flaschen,
aus Angst, man würde sie vernaschen,

Grausam ihr den Wanst zerschneiden,
sich dann an ihrer Nacktheit weiden,
ein Ende auf dem Bauernbrot,
das war es dann, und sie war tot.

Sie hat es gerade erst gedacht,
da wird der Kühlschrank aufgemacht,
die arme Wurst in Ohnmacht sinkt,
sieht nicht mehr, wie der Käse winkt.

„Adieu, mein Herz!“, ruft Camembert.
„Sei tapfer, nimm es nicht so schwer,
wirst bald ein Fleischwurstengel sein,
siehst du das Licht, dann geh‘ hinein!“

Die Butter schmilzt in tiefer Trauer,
auch die Milch wird plötzlich sauer.
„Nicht mit uns“, schreit nun das Bier,
„denn vorher explodieren wir!“

Ein lauter Knall, dann ist’s vorbei.
„Mein Gott, was soll die Sauerei?“,
schimpfen die Tomaten laut.
„Wer hat denn so ein Bier gebraut?“

Die Leberwurst schluchzt unterdessen
„Ach, hätten sie doch mich gegessen,
die Fleischwurst, sie war viel zu frisch,
nun liegt sie ängstlich auf dem Tisch.“

Der Käse quietscht, er ist besoffen,
er wurde kurz vom Bier getroffen,
flüstert in des Kottelets Nacken
„Dich muss ich dringend überbacken.“

Und die Moral von dem Gedicht?
Nonsens, eine Moral, die gibt es nicht.
Die Fleischwurst ist vom Tisch gesprungen,
so ist ihr noch die Flucht gelungen.

©Monika Litschko


 

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