Christina Pochert

Der Nebelfürst und die Schattendame

Es war einmal ein Wesen, das lebte im lichtlosen Raum,
im Reich hinter den Schleiern, verborgen, wie im Traum.
Kein Mensch konnt ihn erblicken, kein Auge ihn erspähen
und drum konnte auch niemand den Nebelfürsten sehen.

Seit Anbeginn der Zeiten behütet er sein Reich,
im Grau der Nebelschwaden, wo alles trüb und bleich
und kummervoll verwoben und allzu einsam ist,
ein Ort den man gesehen und dann sofort vergisst.

Doch wollt der Fürst der Nebel nicht stets vergessen sein
und weinte Nebeltränen in bittrer Herzenspein.

In einer andren Stille, in tiefer Dunkelheit
da war ein andres Wesen in schattenschwarzem Kleid.
Die Schattendame herrschte, so wie der Fürst, allein
und war der Überzeugung, wer herrscht muss einsam sein.

Durch Zeit und Raum getragen, so nah und doch so fern
hört sie des Fürsten Klage und kann sich nicht erwehrn,
denn dieser große Kummer trifft sie direkt ins Herz
und nie zuvor empfand sie solch einen Seelenschmerz.

„Ich hör das Wesen klagen, bis in die Schattenwelt
es will gefunden werden, drum gibt’s nichts was mich hält.
Ich will das Wesen finden, das mir so ähnlich scheint,
ich brauche Mut und Stärke, damit es mir erscheint.
Verlasse meine Mauern, entflieh dem Schattenstill
weil ich dem Seelenrufen von Herzen folgen will.“

Sie breitet ihre Schwingen aus schattenschwarzem Dunst
und spürt im Flug die Freiheit, des Abenteuers Gunst.

„Ich kann dich hörn, du Seele, ich bin dir auf der Spur!“
Der Nebelfürst erhascht davon ein Flüstern nur.
Doch weiß er um den Wandel, er kann ihn förmlich spüren
und lässt sich nun vom Schicksal auf neue Pfade führen.

Da hört er etwas nahen, spürt eine Wesenheit
er lichtet seine Nebel und fühlt die Ewigkeit.
Sein Herz scheint zu zerspringen in hoffnungsfrohem Takt
und plötzlich hat ihn feste der Mut am Schopf gepackt.

Die Schattendame landet in schleierhaftem Raum
und spürt die Nebelschwaden und auch die Stille kaum.
Sie kann dort nur im Trüben den Nebelfürsten sehn
und weiß sie will von nun an, an seiner Seite steh

Kein Schatten und kein Nebel, macht mir mein Herz noch schwer
weil ich in meinen Reichen gewiss verkümmert wär.
Die Leere ist vergangen, unmöglich schien es mir
und siehe da nun lieg ich in deinen Armen hier.
Spür deine Nebel tanzen, spür meine Schatten ziehn
und möchte dieser Einheit niemals mehr entfliehn.
Ich stamme aus dem Dunkel, hab nie das Licht vermisst,
doch sah ich jenen Funken, weiß nun was Liebe ist.

Denn ohne sie kann alles wie Schall und Rauch nur sein
wie Nebel nur, wie Schatten und nichts kann dort gedeihn.
Vom Finstern erlöst, sind wir beide vereint
und haben zuletzt keine Träne jemals vergeblich geweint.

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