Alexa Dufke

Das Mädchen mit der Meise

Über die Liebe und über Trennungen
wurden schon viele Texte geschrieben und Lieder gesungen.
Meine Beziehung mit Klaus endete 2019 so:
Er lief davon und ich heulte drei Tage eingeschlossen auf’m Klo.

Seine letzten Worte waren:
„Ihr seid alle doof, ihr Damen.
Und gerade du, Isa, brauchst dringend eine Korrektur.“
Verstand ich nicht,
dabei bekam mein Schamhaar erst kürzlich eine neue Frisur.

Klaus tobte noch:
„Dein Kopf ist voller Hirngespinste!“
Was???
Ich bohrte meinen Mittelfinger in seine Nase und meinte: „Findst’de?!“
Das gehört zu meiner spontanen Art und Weise.
Andere reden davon, ich hätte ’ne Meise.

Nach der Trauer jagte ich ihn auf einem geklauten Traktor.
Glaubt mir: unschlagbarer Spaßfaktor.
Ich jagte also Klaus
und wollte ihn über den Haufen fahren,
aber der Erfolg blieb aus.

Hat eine Beziehung bei mir jemals eine Perspektive?
Fehlt mir die seelische Tiefe?
Ich bin jung, wild und sexuell nicht unerfahren.
Soll ich zur Abwechselung mal Anstand und Moral bewahren?

Im Städtchen (ein paar Wochen später)

In der City ist der Teufel los,
mein Durst auf Liebe riesengroß.
Wo bleibt mein Ersatz für Klaus?
Da kommt er aus dem Bekleidungshaus.
Mit einer Tüte voll mit Sachen.
Wie süß! Ist mit dem was zu machen?

Er sieht zwar nicht durstig aus,
doch ich versuch den Trick wie bei Klaus.
Ich rempel ihn an frage:
„Sorry, brauchst du ein Bier?“
Er versteht mich falsch und meint:
„Ja, ich kaufe immer hier.“

Mein Gefühl gibt mir einen Wink.
Der, der ist voll dein Ding.
Halt mich, drück mich, nimm mich in den Arm,
dabei wird mir immer flauschig warm.

Schön langsam, ich bin kein dummer Tor,
zunächst stelle ich mich höflich vor.
„Mein Name ist Isabel, bei dir alles klar?
Bist du auch allzeit guter Dinge?
Ich tanze gern und singe.
Hör mal.“

„Du, du bist voll mein Ding!
Adonis im C&A-Dress!
Dein Körper hat ’ne Menge Reize,
aber diese Klamotten, na ja, weiß’de ...“


Ich lobe ihn, er wirkt nett und putzig,
aber er findet meine direkte Art wohl gar nicht lustig.
Hey Junge, mach bloß keinen Stress,
ich möchte nicht, dass du mich verlässt!

Bedauerlicherweise hab ich ihn in die Flucht geschlagen,
nun muss Isa etwas Neues wagen.
Hey, bleib stehen, schön brav hiergeblieben.
Ich bin auf dieser Welt, um dein Leben zu optimieren.

Kennst du dich überhaupt mit Frauen aus?
Oder nicht?
Wie mein letzter Freund, der Klaus.
Komm, lass mich all deine tollen Teile sehen,
die uns Mädels anatomisch fehlen.

Bei diesen Worten springe ich ihn an wie ein Hecht,
eine B-Note dafür wäre garantiert nicht schlecht.
Noch in der Luft reiß ich ihm die Jeans runter,
dabei träller ich fröhlich und munter.

„Du, du bist voll mein Ding!
Adonis ohne Hosen-Dress!
Dein Körper hat ’ne Menge Reize,
aber diese Klamotten, na ja, weiß’de ...“


Leider verletze ich mich bei diesem Sprung.
Autsch!
Ich verstumme,mein linkes Knie ist wund.
Wenn ich was versteh, dann von Mode,
begeistert bin ich nicht von seiner Unterhose.

Fünf Minuten schon lieg ich auf dem Boden,
der Schlüpfer verwehrt mir den Blick auf seine Hoden.
Meine Liebe zu ihm wird niemals verblassen.
Er fleht mich an,
ich solle gefälligst seine Füße loslassen.

Zwecklos, sich zu wehren, du wirst nur verlieren,
Isa war ein harter Kämpfer bei den Bundesjugendspielen.
Vor 17 Jahren wurde ich geboren,
in der Hauptstadt Berlin, die liegt westlich von Polen.

Die Leute um uns rum fangen an zu lachen;
etliche greifen zum Handy, um Fotos zu machen.
Jemand dreht schmunzelnd ein Video,
ein Dicker setzt sich dann frech auf meinen Po.

Unverschämt, macht sich auf mich breit, ohne zu fragen.
Da kommt auch schon die Polizei und ein Rettungswagen.

Eine Passantin hat mich erkannt,
ihr Name wird hier nicht genannt.
Sie sagt: „Ich kenn’ diese Tante.
Die ist vollkommen verrückt, eine Kranke.“

Ich lass mir meine Stimmung nicht vermiesen,
fange wieder an zu singen,
jetzt kann mein Talent ein großes Publikum genießen.

„Du, du bist voll mein Ding!
Adonis im C&A-Dress!
Dein Körper hat ’ne Menge Reize,
aber diese Klamotten, na ja, weiß’de ...“


In der Klinik (ein halbes Stündchen später)

Ein Herr im Kittel gibt mir eine Pille, die ich nicht kenne,
damit ich aufhöre zu schreien, zappeln und endlich penne.

Nach meinem Schlaf erscheint ein Pfleger, mir fremd,
mies gekleidet, weder famose Hose noch schickes Hemd.

Mein Gefühl gibt mir einen Wink.
Der, der ist voll dein Ding.
Küss mich feste auf den Mund,
das erregt und ist gesund.
Mein Körper gehört ab sofort dir, vergiss das nie,
verschone nur bitte mein linkes Knie.

Besser wir lassen das mit dem Vorspiel bleiben?
Fangen wir also gleich an, es wild zu treiben?
Pass auf, mit mir kannst’de was erleben,
da fängt die Matratze an zu beben,
bis die Milben durch die Lüfte schweben.

„Du, du bist voll mein Ding!
Adonis im weißen Klinik-Dress!
Dein Körper hat ’ne Menge Reize,
aber diese Klamotten, na ja, weiß’de ...“


Irgendwann später

Ach ja ...
Im Internet sieht die halbe Welt das Video gerne.
Likes ohne Ende, optimale Bewertungssterne.

Onkel Doktor sagt, ich wäre ein Psychopath.
Dabei bin ich nur ein kleines, schwaches Mädchen
auf der Suche nach Liebe, Schutz, Verbundenheit
und Rat.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.05.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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