Heike Henning
Der Kieselstein
Ein kantig-spitzer Kieselstein,
wollte gern glatt und rundlich sein.
Schon von Steinzeit-Anfang an,
gab's nur eins - er eckte an!
Diesen Zustand wollt' er ändern,
tat die Welt erkunden, wandern,
ließ sich treiben im Gerölle,
spontan, Last Minute, auf die Schnelle.
So ist er lange hingerutscht -
und plötzlich war er rundgelutscht!
Ein Eiszeit-Gletscher bei Berlin
trieb das Gerölle vor sich hin.
Begrub es unter seinem Bauch
und formte, schliff es kräftig auch.
Schickte es dann ins Flüsschen Havel,
mit viel Gedrängel und Gerafel.
Dort wurde alles glatt gespült -
des Steines Wunsch war nun erfüllt!
Er war hübsch rundlich, streichel-zart.
Außen weich und innen hart.
Doch in Berlin, oh Mann, oh Mann,
da eckte er noch immer an!
Sein Steinherz wurde traurig, schwer,
schlug depressiv und wollt' nicht mehr.
Barmherzig trugen ihn die Flüsse
weit, bis an die Ostseeküste.
Dort lag er nun, verweht vom Winde,
am schönen Strand von Warnemünde.
Spürte die Wellen und den Sand -
hier war er glücklich, wie ein Kind!
Schon nach Jahrzehnten - ziemlich flott,
wurde aus ihm ein Hühnergott.
Ihr könnt ihn finden, fahrt doch mal hin!
(Doch bitte niemand aus Berlin.)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.07.2021.
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