Hanns Seydel
DIE TOTENWACHE
Friedlich ist der Mensch entschlummert,
doch die Verwandten sind bekümmert.
Da gibt es nur des Lebens Herbheit,
die verhindert jede Heiterkeit.
Trostlos einsam und verlassen
ist die Seele fern der Massen,
wenn des Todes bitter herber Strahl
stählern ist und jede Aussicht, die ist fahl.
Der Leichnam leblos liegt im Haus,
Alle sind erfüllt von höchstem Graus.
Im innren Herzen krachen Wuchten,
die tiefer sind als alle Schluchten.
Erhaben, würdevoll und ernst geprägt
ist der Leichnam still verstorben.
Das Nachdenkliche ists, das trägt,
der Verstand dazu wird immer neu geboren.
Denn die Seele, sie lebt ewig,
unser Herrgott nimmt sie gnädig auf.
Hier, im irdschen Erdenreich, sie war stets feurig,
doch das Schicksal nehmet seinen Lauf.
Ungehemmt und ohne Rücksicht
schlägt das Schicksal grausam zu.
Da ist verbrannt der Freude Licht
und geraubt die sonstge Ruh.
Wie wenn wuchtet Schock auf Schock,
was stärker schlägt als jeder Stock,
der Seele tiefste Leidenschaft,
aufgewühlt ist sie bei Tag und Nacht.
Des Lebens Überschwang ist nicht mehr möglich,
es wirkt der Trauer Tragik bitter kläglich.
Am Totenbett ists immer traurig,
die Stimmung, sie ist mehr als schaurig.
Der ewge Heimgang, der ist bitter,
denn dafür gibt es keinen Retter.
Auf Herrgotts Gnade wird gebaut,
doch die Trauer ist noch nicht verdaut.
Düster dröhnt die innre Stimme,
wenn sie fühlt das höchste Schlimme.
Der Anblick eines Toten Angesicht
erinnert an sein stetge Pflicht.
An die Altvordern, den Vorfahrn, wird gedacht,
da wird nicht mehr wie in frührer Zeit gelacht.
Am Totenbett gibts keine Freude,
das war früher so und so ists auch heute.
Der Weg zu Friedhofs Grab, er ist der schwerste,
denn da wirkt nicht mehr das Allerbeste.
In der Leichenhalle angekommen,
ist die Seele mehr noch als benommen.
Der Pfarrer hält die Totenrede
und gibt am Schluss den heilgen Sege.
Er ist der Werte dauernd heilger Hüter,
er denket nicht an irdsche Güter.
Für den Toten ins Gebet vertieft,
ist Pfarrers Rede herb gestimmt.
Steil ist der Sarg hoch aufgebahrt,
der Leichnam sicher ist verwahrt.
Wie wenn wuchtet Schock auf Schock
ist verstummet jeder Kirche Glock.
Es donnert und wuchert der innre Dorn,
der nahe ist der Wute Zorn.
Urplötzlich ist die Tragik da,
wie sie selten Jemand sah.
Der Leichnam, er ist ewig heimgegangen,
alle Angehörigen sind tief befangen.
Der Tote wurde bis zum Schluss begleitet
von Familie und eng Verwandten.
Sein Tod hat größte Trauer herb bereitet,
auch bei allen sein Bekannten.
In Leichenhalle und am Totenbett,
ernsthaft Wache wird gehalten.
Es sind der Toten letzte Stätt,
die Erinnerung bleibt stets erhalten.
Tage, sie sind trist vergangen,
die Totenwache ist vorbei.
Allmählich kann man dann gelangen
zum Alltag, wo das Leben immer sei.
Überwunden und bezwungen
ist der Seele tiefes Leid,
wenn nach einer Zeit es ist gelungen
der Sinn, der lebet für das Heut !!
( E N D E )
Hanns SEYDEL, 01.07.2021
( Werk 274 )
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2021.
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