Frank-Ulrich Meinhard
Begegnung in Barth
In jenem Moment, als sie an mir vorüber ging,
sah ich alles wieder.
Die Bilder schossen aus meiner Seele
wie drängendes Feuerwerk,
das sich von Dunkelheit und Starre befreit.
Das also hatte ich mit ihr erlebt!
Dass ich es je vergessen konnte,
muss mit einem bösen Zauber zugegangen sein.
Sie kam und ging, lief einfach an mir vorbei.
Sah mich nicht, wollte mich nicht sehen.
Und dann drehte sie sich um.
Kurz nur.
Ein Blick.
Und dann
ein gewaltiges Erinnern.
Die prachtvollen Straßen, die hohen Häuser,
die schwungvollen Giebel,
den Himmel fast berührend.
Und da war auch Gold auf den Dächern.
Das bunte Treiben auf Plätzen und am Hafen,
das Lachen, das Singen, das heitere Erwachen
an jedem Morgen.
Die Menschen dieser Stadt, von Freundlichkeit beseelt,
Fremde und Fremdes achtend.
Die Schiffe, die vielen Schiffe,
voll beladen mit kostbaren Gütern.
Die Händler, die vielen Händler
aus aller Herren Länder.
Der Abend am Meer, als wir schauten in die Dämm‘rung
und platzen wollten vor purem Glück
und als wir liefen, Hand in Hand,
zurück in die Stadt, die große Stadt am Meer.
Unsere Stadt.
Da war sie, die Schöne,
die Strahlende, in Seelicht gebadet.
Zu schön für den Himmel,
der den Himmel nicht duldet
auf Erden.
Doch keine Flut
kann dich auf ewig verlöschen,
du wirst immer wieder auftauchen,
Vineta.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.08.2021.
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