Hartmut Wagner

Der nette Nazi von nebenan

Der nette Nazi von nebenan grüßt mich

falls er mich morgens, mittags oder abends sieht,

immer höchst freundlich und sagt mir die Tageszeit an:

Hallo, Herr Nachbar! Moin! Moin! Tachchen! N'Abend!“

Manchmal mäht er mit einem Knattermäher den Rasen.

Ab und zu wirft er den Hochdruckreiniger an,

um sein Pflaster zu säubern.

Wenn der Kirschbaum zu üppig wuchert,

kürzt der nette Nazi seine Äste radikal mit der Kettensäge.

Um und in seinem Haus herrscht Ordnung.

 

Darauf legt der nette Nazi großen Wert!

Das Schild: „Arbeit macht frei“ fehlt jedoch noch über der Eingangspforte!

Gern murkst der fleißige Arbeiter an seinen

vier Autos, rot, grün, blau, und natürlich braun, seinem Motorrad

und einem Fahrrad mit Hilfsmotor herum.

Sein Lieblingsauto ist ein riesiger alter Militärlaster,

umgebaut zum Wohnmobil, mit dem er in Urlaub fährt.

Später ist auf dieses Mobil noch zurückzukommen.

Das Motorrad besteigt er regelmäßig, einen Stahlhelm auf dem Kopf.

Der einzige Freund, auch stählern behelmt, folgt mit eigener Maschine.

 

An dem netten Nazi von nebenan stört sich bisher nur einer

und das bin ich, soviel ich weiß.

Und was ich mir darum sogar von Teilen der eigenen Familie

alles anhören muss: „Nestbeschmutzer, Unruhestifter, Blödmann!

Der ist doch wirklich nett und hat noch keinem was getan!“

Ach ja, auch dem Sohn einer Nachbarin ist etwas aufgefallen,

aber etwas, das der nette Nazi schon getan hat!

Es hängt mit seinem Militärlaster, dem Wohnmobil, zusammen!

Da hat er doch einst unter schweren Mühen gegoogelt

und nach mühseligen Tagen endlich etwas gefunden:


Ein Wort! Das schrieb er auf die rechte und linke Tür des Wohnmobils:

Schön, in altmodischer Nazifrakturschrift: „Führerhaus“!

Trotzdem, fast alle lieben den netten Nazi von nebenan!

Er hat ja nur was geschrieben, getan überhaupt nichts! Noch nicht!!!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.08.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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