Mara Krovecs

Im Fluss der hundert Türen

meine Tanzschritte
verblassen
die mich immer
in den Kreis der Steine führen
in dem ich weiß
mit wem ich tanzen kann
irgendwann
konnte ich mich
nicht mehr erinnern
an all diese Schritte
denn die Stimmen
hatten mich
zu lange nicht mehr gerufen

so fahre ich
mit dem nächsten weißen Zug
in das Schloss
fahre
zwischen die Herzschläge
zwischen das Seelenhäuten
zwischen das Sterben
zwischen die Zeiten
ich schwebe in das Schloss
der hundert Türen

mitten drin
ein Flur
eigentlich ein Fluss
dessen Fließen
marmorblau
unter meinen Füssen
schaukelt und so
wellenmurmelweich ist

hier höre und sehe ich
mit meinen Lippen
fühle mit meinen Blicken
und es weint mir aus
meinen Fingern
aus meiner Zunge
es lacht aus meinen Füssen
und sprüht mir aus dem Herzen
ich sehe
aus den Häuten
meiner Seele

trippelndes Treiben
zwischen dem Schlagen
der Türen
Öffnen und Schließen
vergessene Eile
Verschrittenes
Verdachtes
UND
doch wie Silbermonde
klirren geschliffene
Glasscheiben
als ein Windspiel
so sehnsuchtstiefe
weit verlorene Melodien

spazieren mit mir
auf jede der Türen zu
hinter denen sich
pulsierendes Atmen
vielleicht deines
vielleicht diesmal
wirklich deines
verbirgt

ich klopfe auch an
Türen deren Traurigkeiten
an einem entlang perlen
wie Regen
stehe ich nun davor
weiß ich es wieder
ich weiß es nun genau
ich suche nach dir

hinter welcher Tür bist du?

hinter der Roten
aus der schluchzendes
Schweigen quillt
oder vielleicht
hinter der Blauen
hinter der Wasser
Fontänen sprudelnd
lachend zischt

ich schwebe fort
und fort
und fort
an Nebeltüren vorbei
hinter denen Angst
Warten
Verzweifeln
der Tod wohnen
dass ich mich aufbäume
weiß
da gehe ich nicht
da gehe ich jetzt
niemals hinein

vorbei
weiter
vorbei
auf die bunten Glastüren zu
hinter denen Schatten tanzen
und Stimmen fröhlich rufen
doch sie rufen
nicht nach mir

Türen aus geflochtenen Ästen
aus blank poliertem Stein
ich setze mich auf eine freundliche Uhr
am Ufer des Flussflures
mitten in den weichen Wellenwolken
und mir bleibt nichts
als traurig zu sein
denn ich
kann dich nicht finden

es ist wohl Hier wie Dort
wehende Lippen
Abschiedsgesterbe
Zeitgegossenes
hinter all diesen Türen
Seelenschmeckendes
doch
mein Warten
kann nicht bleiben
kann nicht
meine Sehnsucht trägt mich
erneut

hinter welcher Tür bist du?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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