Regina Vogel
Die irdenen Schalen
Der Reis trocknet in den Tongefäßen.Wenn ich meine Hände in die irdenen Schalen senke und die Körner
durch meine Finger rieselnlasse, fühle ich mich wie die Könige in längst vergangenen Zeiten.
Sie trugen die Verantwortung für das Wohl ihrer Völker, wie ich mich um meine Familie sorge.
Ich konnte viele Erfahrungen sammeln während der letzten Jahrzehnte.
Wie Ra die Sonnenbarke am Himmel lenkt, organisiere ich mein Leben.
Wo gehöre ich hin?
Überall bin ich zu Hause, denn ich kenne die Welt.
Auch Großmütter wie ich, bewahren die Schriftzeichen sicher in den Tongefäßen auf.
Ist das ein Widerspruch?
Vergiß nicht, dass ich das alte Wissen in mir trage.
Ich lege es frei, wenn die Zeit dafür reif ist.
Das Wasser lässt den Papyrus wachsen und in den Ebenen des Niltales
hebe ich meinen Schatz aus dem Schlamm der versunkenen Zeiten.
Frisches, klares Wasser reinigt mein Wissen, meine Erfahrungen, die ich gesammelt habe.
Ich verstehe nun, was ich immer gesucht habe.
Jetzt habe ich es gefunden.
Meine tiefe Liebe zu allen Menschen, zu allen Kulturen.
Meine Hände hebe ich hoch in den Himmel,
um die Liebe meinem Sonnengott zu schenken.
Seelenbild für R. zum 60. Geburtstag 2013
Ps. R. hat viele Länder der Erde bereist.
Vorheriger TitelNächster Titel
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Regina Vogel).
Der Beitrag wurde von Regina Vogel auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.10.2021.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).