Janna Ney
Schattendasein
Sie stand, wie meist, bewegungslos im Schrank.
Aus ihrem Seidenkleid, das leicht changierte
und sich am Saum entlang mit Rüschen zierte,
entwuchsen blasse Arme und die Hände -
zwei Blütenkelche - wirkten filigran
und durchscheinend wie dünnes Porzellan.
Doch Großmama rieb sie behutsam blank
und stellte sie auf jenen Apparat,
der sie mit seinem Schall zum Tanze bat.
Ihr Auftritt ging sehr schnell zu Ende,
und sie verschwand mit unbewegter Miene
in der geschlossenen Vitrine.
Eines Tages war die Puppe weg.
Zurück blieb lediglich ein heller Fleck.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2021.
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