Patrick Rabe
Es besteht keine Gefahr...
Ich empfehle dieses Gedicht ab 16 Jahren.
Es besteht keine Gefahr...
Der deutsche Staat erstickte mit einem Kissen die Wahrheit.
Hilflos röchelte das Baby in Aspik unter dem Wollstoff.
Rasend wand sich der Kriegsveteran unter seiner Maske,
die ihm vorgaukelte, es sei noch immer so schön wie immer,
während mit zynischem Grinsen die Schwester Rabiata
eine Spritze mit Schlangengift in seine Venen ließ,
und diese ordentlich mit der Spritze nochmal dehnte, damit es auch gut hineinfloss,
und er nicht so sehr merkte, wie sie ihm daraufhin die Schutzmaske abnahm,
durch die sie ihm zuletzt nur noch Sexfilme gezeigt hatte,
damit er glauben sollte, auch das Folgende wäre Sex,
und ihm dann genüsslich
als Strafe dafür, was Männern Frauen überhaupt je angetan hatten,
das Kissen ins Gesicht drückte,
bis er zappelnd und sich windend starb.
Dann erst setzte sie sich auf seinen Brustkorb,
bis er brach.
Draußen.
Supermarkt.
Ein IS-Kämpfer
will sich noch einen letzten Mutmach-Drink
vorm nächsten Anschlag holen.
Diesmal will er Allah ganz und gar gefallen,
und selber dabei sterben.
Wie es sich für einen echten Märtyrer gehört.
Er geht in einen der größeren Supermärkte,
fast schon eine Mall,
weil er sich hier noch einmal wirklich
die Verdorbenheit des Westens
klarmachen kann.
Und dann geschieht es doch.
Lächelnde Menschen.
Freundliche Männer, die ihn fragen:
„Aus welchem Land kommen denn sie?
Was suchen sie denn?
Soll ich ihnen helfen?“.
Er ist gerührt.
Und Frauen mit Kinderwagen,
die sich freuen, dass er sie durchlässt.
Er schaut auf die Babys und schämt sich.
Den Hauptausschlag aber gibt ein Mann hinter ihm an der Kasse,
ich war es…nach meinem Auftauchen aus der Kissenhölle…
der tatsächlich eine junge Frau, die nur zwei Joghurtbecher hat,
fragt, ob sie vorgehen will, weil sie nur so wenig hat.
Es ist das Zusammenspiel der Frage des Mannes,
und der Reaktion der Frau,
das ihn umhaut.
Auf diese ganz ehrlich freundlich gemeinte Frage,
die vor „Corona“ an jeder deutschen Supermarktkasse
normal war,
atmet die junge Frau spürbar auf
und sagt: „Danke.“
Dann stellt sie sich vor mich,
und hinter den IS-Kämpfer.
Sie ist hübsch.
Sie lächelt.
Wir zwinkern uns zu,
und sie weiß mich in ihrem Rücken.
Verärgert zahlt der Mann sein Corona-Bier,
und denkt dabei:
„Scheiße, ich kaufe Alkohol, das ist nicht Halal,
und der Mann hinter mir hatte gute Manieren und war höflich,
hat die vorgelassen, die weniger hatte…“
„Zahlen, bitte!“,
sagt die Frau, die auf der von Scientology bezahlten Therapieschulung
gelernt hat, mit schwierigen Kunden an der Kasse umzugehen,
unendlich geduldig.
Der Mann zahlt.
Draußen macht er ein grinsendes, hässliches Selfie
Auf seiner App, die ihn mit seiner Islamistenpage verbindet.
So vergewissert er sich des Islam.
Diesmal wird er es tun.
Er ist bereit für Allah.
Unendlich tief drückt die Krankenschwester
das Kissen in das Gesicht des Mannes im Bett.
Plötzlich bekommt er Kraft, hustet, und schüttelt sie ab.
Sein Brustkorb geht auf und ab und zittert, aber wirkt unbeschädigt.
Sie erschrickt, und bekreuzigt sich kurz,
obwohl sie eigentlich gar keine Christin ist.
„Entschuldigen sie, Herr P.“, sagt sie.
„Ich war nur etwas überarbeitet, wissen sie.
Hatte Frust.
Ich wollte ihnen nicht weh tun.“
„Ja.“, hustete der Mann.
„Das sagen sie immer. Und dann schieben sie meinen Husten auf Corona.“
„Nein.“, sagte sie.
„Es ist nur, weil sie immer von einer islamischen Verschwörung sprechen.
Die gibt es nicht.
Es gibt keinen IS.
Es gibt keine Islamisten.
Es gibt keine Menschen, die Bomben bauen.
Und es gibt keine Kriege.“
„Ach ja…“, murmelte der Mann versonnen,
„Und es gibt kein Scientology,
keine Krankenhäuser,
keine Krankenschwestern,
keine Frauen…“
„Und morgen kein Mittagessen.“,
sagte Schwester Rabiata
und verließ das Zimmer.
Stöhnend setzte sich der Mann
selber wieder seine Gasmaske auf.
„Scheiß Fotze.“, murmelte er.
„Ich wusste, dass die mich vor dir schützen sollte.“
Und er drehte und wendete sich im Bett
Und murmelte: „Scheiß Konvertitin.“
Draußen ging eine Bombe hoch.
Patrick Rabe, Montag, 31. Januar 2022, Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.01.2022.
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