Inge Offermann
Rüppurrer Schneeglöckchenalb
Links und rechts hinter
der weißen St. Nikolauskirche
grüßt winzigblau Frühlingsehrenpreis,
umkuschelt von Roten Taubnesseln
entlang des Sandweges zum Wasserlauf.
An der Alb überall weiße Inseln
von Schneeglöckchen in Ufergärten,
auch unter efeuberankten Pappeln
wiegen sich Glöckchen im Gras.
Scharbockskraut leuchtet gelb um Erlen,
zwischen Altlaub schimmern violett
zwei Immgrünsterne, und rosa stehen
Bergenien an einer Wassertreppe,
überzweigt von einer limonenblütigen
Kornelkirsche kerzenförmig Spalier.
Junge Männer sitzen am Reiherbachwehr
telefonierend bei ihren Bierdosen,
während ein Eisvogel türkisfarben
in Sekundenschnelle vorbeiblitzt.
Am flussgeteilten Friedhof
erzählen beschriftete Grabsteine
stumme Lebensgeschichten,
welche das Erdreich diskret unter
Primeln, Zwergiris und Narzissen verwahrt.
Jogger folgen dem Uferweg
unter kahlen Eichen und Ahorn,
indes unser Blick zu Winterjasmin
und zartrosa Schneekirschen
der Schneeglöckchengärten wechselt.
In der Ferne rauscht die Stadtbahn
in den rotgoldenen Sonnenuntergang,
und ihr gleichmäßiges Geräusch
begleitet einen Erpel friedlich
in federweichen Dämmerschlaf.
© Inge Offermann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.03.2022.
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