Anton Bradinger
bahnsteig eins in uschgorod
durchwachte nacht im kriegsgetöse
warum sind uns die russen böse
war ich schlimm dass sie uns strafen
und wir in der u-bahn schlafen
nein mein kind sei ohne sorgen
ich bringe euch zur grenze - morgen
vater mutter tochter sohn
abschied auf der bahnstation
der sohn krallt sich am mantel fest
ein zug fährt ab nach budapest
der kleine hat sich angemacht
mein liebster gib gut auf dich acht
der vater hin- und hergerissen
ich werd euch fürchterlich vermissen
ein letztes mal zum abschied winken
im radio antony blinken
ein mal dreht er sich noch um
ringt nach worten und bleibt stumm
die tochter bang die mutter fragt
wann werden wir ihn wieder sehen
die mutter der gedanke plagt
werden wir ihn wieder sehen
den sohn allein der hunger nagt
er ist zu klein um zu verstehen
der papa kämpft gegen die russen
der papa wird bestimmt ein held
die weiterfahrt erfolgt in bussen
wir haben jetzt schon fast kein geld
dieser krieg hat über nacht
flüchtlinge aus uns gemacht
suchende wohin man schaut
die arme klagend ausgebreitet
mütter kinder weinen laut
die augen rot und angstgeweitet
ohne antwort auf die not
bahnsteig eins in uschgorod
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Anton Bradinger).
Der Beitrag wurde von Anton Bradinger auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.03.2022.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).