Patrick Rabe

Größter anzunehmender Schockzustand

Größter anzunehmender Schockzustand

(Er roch Gas und warnte den Nachbarn)

 

Ich renne durch Wege zum grünen Jäger,

an der Tanke war’s dunkel,

jetzt ist es heller.

Die beiden am Tresen ham‘ nicht zugeschlagen,

als ich es wagte, nach `ner Limo zu fragen.

 

In der Flasche war Limo

und kein Benzin,

ich hab‘ bezahlt,

gestern suchten sie ihn.

Der starke Regen?

`Musste Trueman mal fragen.

Er war nur über mir,

im Film kam dann ein Wagen

mit einem schönen Mädchen aus Fidschi

Houllebecq walkt nordic, aber sie sieht Ski.

Und ich seh‘ nicht hin.

doch die Zugvögel zie’hn.

 

Jedenfalls wurd‘ ich

trotzdem sehr Nass,

selbst unter’m Tankendach,

das war kein Spaß.

Sah, wie ein Laster langsam vorfuhr,

hatte Benzin drin,

es tickte die Uhr.

Kurz denk ich an Filme,

mit Vögeln an Tanken,

und auch an solche

mit geborstenen Schranken,

und auch an einen,

war er nicht von Spielberg,

wo ein Laster verfolgt

einen Mann. Ziel? Berg.

Der Mann springt zur Seite,

der Laster fällt runter.

Er ist traumatisiert,

aber fröhlich und munter.

 

Crash…

Aufprall…

Koma…

 

Dann stolper‘ ich weiter

In ein Hotel,

wird‘ dort nicht genommen,

das geht auch sehr schnell.

Ich hatte zwar Geld,

aber war wohl zu nass,

an der Rezeption

sagt man: „Nicholson, was?“

 

Ich renne durch Wege

zum grünen Jäger,

an der Tanke war’s dunkel,

jetzt wird es reger

und wesentlich heller

als noch vor tagen,

könnt‘ vielleicht auch im Lockengelöt fragen,

ob sie die Platte denn schon fertig gelötet,

die mich so lockte,

dass ich beinah getötet,

doch als ich dort ankam,

übernahm schon der Birger,

tausend Smartphones erschallten:
„Achtung, hier kommt der Würger!“

Und die siebenundzwanzig

anderen Handys

meldeten: „Sag uns, wo bist du?

Sie jagen grad‘ Dandys,

aber auch Hippies, am Bahnhof `ne Bombe!

Da fiel mir vor Schreck

aus dem Mund eine Plombe,

aber nicht wegen Eilish,

denn die kannte noch keiner,

sondern, weil er nicht da war,

der Laden. War keiner.

Und äußerst nervös griff ich selber zum Cellphone.

Sagte: „Bin hier am Laden.

Wo ist der jetzt? Nun sagt schon.

War ja gestern noch da,

will hier ja nicht wohnen,

fühl mich wie in „Mila“

von den gold’nen Zitronen.“

Da sagte Jan, und ich meine nicht Müller:

„Echt? Deine Ex liked jetzt die Sportfreunde Stiller?“

 

Crash.

Aufprall.

Koma.

 

„Sie steh’n auf der Straße!“,

sagte freundlich die Oma.

Es erinnert an Lola

und Dougs Tippse auf Soma.

Doch der Birger ist raus,

und ich bin wieder ich,

schreie Jan an,

er erschrickt, sicherlich.

 

Was ich nicht wusste,

er ist in Konferenz

auf dem Videoschirm

mit halb Hamburg.

„Du pennst!

Gleich kommt von hinten

ein Krankenwagen!

Bin mir ganz sicher,

musst‘ die Hamburg-App fragen.

Den hat Hein Daddel für dich bestellt,

weil dich Jack doch erwischte,

als du kein Tankengeld.“

 

Genervt geh‘ ich weiter

in eine Sackgasse,

ein Farbiger streift mich,

sagt: „Ras, Rassel, Rasse!“

Ich streite mit Jan,

und ich seh‘ eine Nonne,

die löscht mit der Haube `ne brennende Tonne.

 

„Sie!“ „Geh’n“! „Auf!“ „Der!“ „Straße!“

 

steht an dieser Wand.

 

Dann sitz ich im Wagen

Und bleib‘ unerkannt.

 

Und in der Gasse

Steht heulend der Birger

Und sieht mich dort liegen,

kein Opfer vom Würger,

sondern zerdeppert und völlig zerfetzt,

da hat er mich falsch neu zusammengesetzt.

 

 

© by Patrick Rabe, Mittwoch, 16. März 2022, Hamburg.

 

 

 

Für Dirk von Lowtzow und Tocotronic als Hommage an ihren Song „Crash“, und das neue Video dazu. Es hat mich sehr stark nicht nur an den Film „Lost Highway“ erinnert, sondern natürlich auch an Thees Uhlmanns Video zu „Junkies und Scientologen“. Und auch an eigene Erlebnisse, die sich um die Sommerzeitumstellungszeit im Sommer 2019 zugetragen haben.  Der „Grüne Jäger“ und das „Lockengelöt“ sind Locations in Hamburg, bzw. beim „Lockengelöt“ muss man wohl sagen: war eine gute Location, nämlich ein Platten-und CD-Laden. Den hat man offenbar in einer langen, regnerischen Nacht dort dichtgemacht und entfernt. Ob in derselben Nacht im „grünen Jäger ein Stadtderby zwischen dem HSV und dem 1. FC St. Pauli übertragen wurde, weil ich nicht. Ich bin kein Fußballfan. Jedenfalls weiß ich, dass Menschen, wenn sie sich Sorgen um jemanden machen, schon mal die Polizei oder einen Krankenwagen rufen, obwohl mit demjenigen gar nichts los ist. (Außer Übernächtigung). Borderliner, vor allem, wenn sie *innen sind, rufen dann manchmal eine Person namens „Birger“. Das ist ein Arzt, den es wirklich gibt, nicht der ebenfalls sehr bekannte Autist Birger Sellin. Allerdings glaube ich, dass der betreffende Arzt damals bereits schon zu alt war, um dann von der Klinik gleich zu mir zu rasen, und mich von der Straße zu reißen. Das macht bei Männern auch eigentlich eine Frau namens Liane. Es handelt sich hierbei- denke ich- nicht um Tom Liwas Jugendfreundin. Ich möchte jedoch vor allem hier die Leute entlasten, die sich am betreffenden Hochsommertag im Jahr 2019 wirklich Sorgen um mich gemacht haben. Vor allem J.T.A. – obwohl es auch sein kann, dass da keine Sorgen vorhanden waren. Einer, der sich wohl wirklich Sorgen gemacht hat, war mein bester Freund Jan, der selber panische Angst vor den Sirenen von Kranken-und Polizeiwagen hat. Es ist möglich, dass er wirklich dachte, ich könnte überfahren werden.

 

Die Lichtblitze vor mir, als ich in die Sackgasse einbog, habe ich wirklich gesehen. Möglicherweise erinnerte mich das dann auch an den Film „Laura und Fred“, in dem Jan die Hauptrolle gespielt hat, und in dem der Protagonist Fred gegen Ende des Films in Schlafklamotten auf die Straße läuft, von seinem eigenen Spiegelbild in einem Straßenspiegel erschreckt wird, und dann von einem Auto überfahren wird. Der besagte Film dürfte auch eine Reminiszenz an meine Kurzgeschichte „Stempel“ sein, die ich sowohl der Filmhochschule Hamburg, als auch der Barner 16 zum Verfilmen angeboten hatte. Jedenfalls sind die Grundidee und die Storyline sehr ähnlich. Ich hätte nichts gegen eine

Verfilmung gehabt, und über die Änderungen der Story hätte man sprechen können. Nur, dass mir die Ähnlichkeiten gar nicht auffallen, war ja wohl nicht zu erwarten, oder? Vielleicht kann man das ja mal bei einem Sekt bei Herrn Eike Swoboda klären. Ich bin ja nicht John Shooter aus „Das geheime Fenster“. Eine Erwähnung in den Credits fände ich allerdings aber super. Und wenn jemand sonst noch eine Geschichte von mir verfilmen möchte, oder mir sagen will, dass er es bereits gemacht hat, bitte bei mir melden unter der e-mail-Adresse onkel.merlin@web.de.                                                                                                                                            

Übrigens ist der Untertitel zu diesem Gedicht hier eine Hommage an meine eigene Kurzgeschichte „Die Revolte“. Und auch eine Fortsetzung meiner „Birger-mit-dem-Stuhl“-Gedichte. Wer mag, kann noch das Buchstabenrätsel im Haupttitel dieses Gedichtes lösen. Gollum, Gollum. Ich hoffe, man erkennt trotzdem die Ernsthaftigkeit dieses Gedichtes. Und, ja… Ich kenne „Matrix“, die „Trueman Show“, „The 13th floor“, „Welt am Draht“ und sogar das Buch „Simolacron 3“. Ich bin aber weder L. Ron Hubbard, noch Daniel F. Galoye. Und auch nicht Stephen King oder Michel Houllebecq. Allerdings kommt die Inspiration zu den beiden gleich am Anfang erwähnten Schergen von daher und aus Kafkas‘ „Der Prozess“ und „Das Schloss“. Nicht etwa, wie viele denken könnten aus „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt. Ausgerechnet das habe ich noch nie gesehen, obwohl ich einige Male schon die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Tja. Gepflegtes Halbwissen halt… (Fee Badenius). Und Tinkerbell. Ich bin kein zu lösendes Rätsel. Allerdings großer Tocotronic-Fan.

 

 

 

© by Patrick Rabe, 16. März 2022, Hamburg.

 

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