Mit der Mode gehn’, tausend Pinguinen ähnlich sehn’

Die neue Saison ist da,
der Kleiderschrank ist prall und voll,
ein Fest steht vor der Türe,
„Oh was soll ich nur anziehen, ich habe überhaupt nichts!“

Haare stehen zu Berge
der Mann dreht seine Kreise und wartet
das Fest mahnt zu Pünktlichkeit
„Oh, wie schön, wenn die geliebte Frau doch käme aus dem Bad!“

In Pink kommt sie an,
dreht sich herum und schaut dem Manne in die Augen,
dreht sich noch mal herum und noch mal,
bis sie versteht, selbst nach hundert Male würde der Mann nichts merken,
neu ist es, ganz neu und so modern!

Fertig ist sie endlich
findet der Mann,
die Schönste ist sie von allen,
findet die Frau

„Aber pink sind sie jetzt alle,
trage doch rot oder grün, dann bist du anders als jede andere Frau!“
„Heul, das ist doch nicht modern!“

die nächste Saison ist da,
grün ist angesagt, grün sollte es nun sein...
„trage doch pink, davon hast Du noch so viel und dann ist niemand wie du!“
„Igitt, wie kann man nur in pink herumlaufen, so unmodern, das geht aber nicht!“

Er dreht sich herum, noch mal und noch mal,
bis er versteht, selbst nach hundert Male würde sie nichts merken,
daß er durchdreht, weil sie ihn nicht versteht

Dann geht er ins Bad, schon ganz malad,
dort kriegt er einen Schock,
denn was liegt da neben einem Rock,
es ist seine Frau die schimmert ganz blau:
„Männer,“ stammelt sie „Männer werden uns nie verstehn!“

Schon als Kind hatte ich Probleme zu verstehen, warum sich alle Welt abgrenzen möchte, um ein eigenständiges Individuum zu sein.... Warum die Menschen einst die vielen Millionen Chinesen belächelten, die alle in Blau herum laufen mußten, selbst aber auch zu Millionen genau die Farben tragen, die ihnen die Modeindustrie vorschreibt. „Ich hätte gerne eine altmodische Hose“ trotzte ich dem Zeitgeist und schockierte damit den Verkäufer. Damals war ich 14 Jahre. Doch den Frauen sei zum Troste ins Ohr geflüstert, die Männer haben sich stark gemausert, sie haben so sehr aufgeholt, daß sie heute auch schon brav und artig kaufen, was gerade IN ist. Schließlich wissen die Modemacher ganz ganau, was, wann, wie lange schön ist. Und wenn jemand auf einer einsamen Insel weilt, kann er nicht schön herumlaufen, weil er nie weiß, was gerade modern ist. Pardon, meine Keckheit, es soll zeigen, wenn es gelingt, die Dinge nett zu verpacken, darf’s selbst eine andere Meinung sein, sie kommt gut an. Möge es mir gelungen sein, der Mode die Zunge heraus zu strecken und dennoch Lesefreude geschenkt zu haben. Herzlichst, RolfRolf Bormuth, Anmerkung zum Gedicht