Anton Bradinger

Mariupol

 

 

 

Kinderherzen tief verzagt,

Kinderohren voll Sirenen,

Kinderaugen leidgeplagt,

überschwemmt mit Kindertränen.

 

Kinderseelen eingesperrt,

Kinderhaare staubergraut,

Kindsgesichter angstverzerrt,

blutbefleckte Kinderhaut.

 

Zu Mittag gab es Not statt Brot,

der Hunger schmeckte schal und bitter.

Zum Abendessen kam der Tod

verkleidet als Granatensplitter.

 

Die Kinderwangen hohl statt rund,

 blieb erst leer der Kindermagen.

Verstummt des Buben Kindermund,

bleibt nun leer der Kinderwagen.

 

Ausgebombt die Kinderstube,

da hilft all kein Sehnen mehr.

Er ruht in der Kindergrube,

die Mutter weint sich tränenleer.

 

- - - - - 

 

Es wurde nichts, ist zu beklagen,

aus unbeschwerten Kindheitstagen.

Kinderspiele, Kinderlachen,

 neugierige Kinderfragen,

 

am Bett des kranken Kindes wachen,

mit dem Kind das Herbstlaub jagen,

Kinder stillen, Kinder pflegen,

dem Kind "Ich hab dich lieb" noch sagen.

 

Kinderwunsch und Kindersegen,

sie hat das Kind erst ausgetragen,

Kindertanz im warmen Regen,

all dem muss sie jetzt entsagen.

 

Ein Einzelner kann es befehlen,

kann das Undenkbare wagen,

kann das Kind der Mutter stehlen,

kann den Krieg zum Nachbarn tragen.

 

Nachtgespenster grausam quälen,

Selbstvorwürfe bitter nagen,

traumaschwere Mutterseelen

große Leere bang ertragen.

 

- - - - - 

 

Die Mutter findet keinen Schlaf,

der Bub war doch so lieb und brav.

Doch in der Stadt Mariupol

spricht niemand mehr von Kindeswohl.

 

Der Krieg machte sein Leben karg,

jetzt liegt der Bub im Kindersarg.

Mit ihm fand sein End geschwind

der schöne Traum vom Kindeskind.

 

 

 

 

 

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