Anton Bradinger
Reifeprüfung
Wenn alles, was du liebst am Leben,
die Kraft, die es zusammenhält,
schlagartig auseinanderfällt,
und du, dem Schicksal stumm ergeben,
am liebsten wärst gestorben.
Die Güter, die du nanntest deine,
wie wurden sie beworben.
Geblieben sind letztendlich keine,
sind vor der Zeit verdorben.
Wenn alle Welt sich gegen dich
scheinbar hat verschworen,
die Frauen, die so inniglich
die Liebe dir geschworen.
Wenn alles wurde dir geraubt.
Gesundheit, all dein Hab und Gut,
die Freude und der Lebensmut,
selbst das, woran du fest geglaubt.
Wenn alles ist verloren ...
und leise stirbt das innre Kind,
da du wirst neu geboren.
Den Abschied ruhig beweine.
Bist du auch vor Tränen blind
und bleiern schwer die Beine,
anfangs mit viel Gegenwind,
verlassen und alleine,
weißt du doch: ein Weg beginnt.
Ja, er ist entbehrungsreich
mit mannigfaltig Leiden.
Bleib standhaft und versuch nicht gleich,
sie tunlichst zu vermeiden.
Nimm deine Prüfung tapfer an,
so reift sie dir zum Segen.
Und stirbt das Kind, so reift der Mann
seinem Ziel entgegen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.04.2022.
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