Poetry zum ersten Mai
(Nicht) Teil einer Jugendbewegung
Charlotte ist auf Dirkies Rosch,
Jochen am Apple Macintosch,
Dirk ist in Rockland festgefroren,
Arne hat den Verstand verloren.
Der Bildschirmschoner: Hubba-Rot,
doch Bubba war am Morgen tot,
ER feierte des Nachts mit IHM,
und schrieb darauf dann „Wien“ als „Wiem“.
Nämlich: „Wiem Thoelke siehst du aus,
was is denn das, was du da klaus?
Das Schokobrötchen, kotz es aus!
Die deutsche Sprache du versaus!
Weil Con so nannten do verschlucks!“
„Was willssu? Warum du aufmucks?“
„Gibt es in diesem schönen Städtchen
denn gar keine Kartoffelbrötchen?“
„Ey, kuck, das muss ein Alien sein!
Der sprich ja nich wie wir, daschwein!“
„Ammai, da schreiten wir zur Tat!“
„Oh Gott, mein Herz, dein Alternat!“
„Ich dachte, Tavor heißt das Zeuch,
was dich so schön und sanft bereuch.“
„Nein, Alder, Elias Johannes,
denn das heißt Rosch, Roche meines Mannes.“
Die ARD war fast schon pleite,
da kam von rechts an ihre Seite
sehr linksrum ein Jan Böhmermann,
und fragte, ob er rauchen kann.
Endlich `ne ganze Talkshow „mit“,
als wäre sie von Helmut Schmidt,
nur fühlte sich Charlotte bald,
als stünd‘ sie zu weit rechts im Wald.
Und Arne ringt um den Verstand,
den er einst in der „Mutter“ fand,
sein Sound kommt aus den Plattenrillen,
die mir die Hungerseele füllen.
Denn er hat es mir ja erklärt,
wie rum das Leben wirklich fährt,
einfach, indem er ausgedrückt,
die Luft ist schwanger vor „Verrückt“.
„Wer jetzt noch ausweicht“, sagte Dirk,
„trifft keine Ronja, sondern Birk,
nachdem die Matthisräuber ihn
geschlagen und geworfen hin.“
Ein Blaulicht drehte sich und tönte,
ein Mädchen im Schlafzimmer stöhnte,
der Freund, auf dem es saß, vergaß
sein Ich, sein Selbst, und nie genas.
Jedoch, wer vor den Wagen lief
mit Blaulicht, dann für immer schlief,
oder er wurde dann zum Krüppel,
die Polizei braucht‘ keinen Knüppel.
Im Internet, am Saft gesippt,
da hat der Jochen sich vertippt,
„Nicht Hubba meinte ich. Nein, Hubble!“
Echt heavy. Hier birst grad `ne Bubble.
Was macht mein Alter in der Küche?
Er schaut, ob ich an Viren sieche.
„Ich auf dem Zahnfleisch“, „Beim Vertieren“
Mein neues Buch? „Auf allen Viren“.
„Wär‘ es nicht echt `ne Altertive,
wenn du mal wieder länger schlive?“
„Für AfD und NPD. Für Deutschland nicht.
Hier fällt sonst Schnee.“
Was macht der Dirk im dunklen Keller?
Schreibt: „Diesmal war der Nazi schneller!“.
Gut abgelenkt. Jetzt ohne Stressen
`ne unvegane Pizza essen!“
Ich bin auf den Hund gekommen,
er sitzt neben einem Frommen
als Dämon und bellt und bellt,
Birte ruft: „Es schellt, es schellt!“
Das Blaulicht? Kaum noch einen stört,
der sowieso nicht dazugehört.
Für Tocotronic, Blumfeld, Charlotte Roche und die mich freundlich nicht sponsernde Pharma-Phirma Hoffmann-La Roche. Mich sponsert Jochen Distelmeyer. Mit guter Energie. Und den silbernen Dingern ohne Rillen. Alles wieder auf Vinyl umstellen? Halte ich für einen Fehler.
© by Patrick Rabe, 30. April 2022, Hamburg.
Erster-Mai-Song eines Hippie-Punks
Sie feiern, und wir demonstrieren,
die Männer hau’n, die Frau’n verviren,
das hintergestrig‘ Vorurteil
hat eine Axt oder ein Beil.
Der Progressive hat das nicht,
die junge Axt das nicht anficht,
sie ist sehr zünftig heut am Blasen
vor dem Hotel am Schanzenrasen.
„Von Paycheck zu paycheck? Niemand frei!“
Mach‘ nicht die Altbauwohnung neu!
Sonst wird die Schanze und verschandelt,
in Gentrifiziertes verwandelt.
Die Rechten soll’n sich nicht wohlfühlen,
sie woll’n unsr’e Kultur zerwühlen
mit Rechtsrap und mit Poetry,
die auf dem Slam „Heil Hitler!“ schrie.
Das wäre ja noch zu verkraften,
doch jetzt wollen sie ganz entsaften
Musik, den Slam und die Kultur,
sie drehen an der Jahresuhr.
Am liebsten? Wohl die Achtziger.
Da war die Musi schmachtziger.
Doch da. Die Hoffnung wieder rockt!
Ein Punk spielt Scherben.
Ey, das bockt!
© by Patrick Rabe, 30. April 2022, Hamburg.
Vorschläge für Demoplakate-und T-Shirt-Aufdrucke:
Ast, Euze, Ügeln
(sind schöne Reime)
Ich bin kein Spastiker,
ich bin ein Drastiker,
sitz‘ nicht im Knast, Digger,
bin gegen Svastika.
Bin gegen Hakenkreuze,
Trav’münde, nicht Scharbeutze,
und würde jedem eine bügeln,
die Spastiker heute verprügeln.
© by Patrick Rabe, 30. April 2022.
Arrivierte linke Vorstadtpoetenscheiße
(Kritik zu meinem neuesten Buch)
Der linksradikale Vorstadtpoet
machte zum ersten Mai ganz laut
„Grüß mir die Genossen!“
von Westernhagen an.
Die Rechtsradikalen klatschten.
„Scheiße. Ich bin arriviert.“,
dachte der linksradikale Vorstadtpoet.
Mit Ari-Viren vervirt.
Was die daran wohl arisch finden?
„Das heißt ‚Etabliert!‘, nicht ‚arriviert‘!, du Arischloch!“
schrie der Westernhagen-Fan der ersten Stunde ihm ins Fenster.
„Jetzt sitz‘ ich hier, bin etabliert,
und schreib‘ auf teurem Papier,
wie ich durch mein Stinken
bei allen Linken
die Glaubwürdigkeit verlier!“
© by Patrick Rabe, Samstag, 30 Mai 2022, Hamburg.
Wie wir leben woll’n, geht sie einen Scheißdreck an.
Und SO Müssen wir leben:
(Oder: Wo meine Daten Urlaub machen)
Mit Corona-Masken essen,
das Küssen eher mal vergessen,
Geschlechtsverkehr ist Fehlanzeige,
und gute Kunst geht auch zur Neige,
seit sie von Nazis unterwandert,
zu-recht gestutzt, schein-links verschandert,
damit selbst echte Linke schreien,
den Heimatliebern Stimmen leihen,
die falschgeschrieb’nen „Faust“ monieren,
Jim Knopf als Beispiel auch anführen,
daran festhaken, nicht erkennen,
dass derweil Ginsberg sie verbrennen,
Dylan verhöhnen, Kerouac,
auf Brecht und Seeger werfen Kack,
und alles, was noch relevant,
und wirklich neu, das wird verbannt.
Man nennt das nicht so gerne Haft,
weil der Gefang’ne wenig schafft,
was diesem Staat beim Dasein nützt.
„Homeoffice“ heißt der Knast.
Man(n) sitzt.
Und Frau besorgt das Klopapier.
Hä? Welche Frau? Facebook dankt dir.
© by Patrick Rabe, 30. April 2022, Hamburg.
Geht bitte demonstrieren, wenn ihr noch körperlich sehr fit seid. Aber bitte kloppt euch nicht auf den Straßen. Jeder, der dabei drauf geht, oder deswegen in den Knast kommt, ist schade drum. Wie viele hinter Gittern, die wir draußen brauchen? (Rio Reiser und Ton Steine Scherben, „Der Kampf geht weiter“.) Rotfront.
© by Patrick Rabe, 30 April 2022, Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.04.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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Gottes Zelt: Glaubens- und Liebesgedichte
von Patrick Rabe
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