Karl Wiener
Der Frosch und die Nachtigall
Ein Vogel sitzt am Waldessaum
im dichten Ried
auf einem Baum
und singt ein sehnsuchtsvolles Lied.
Ein Frosch am Fuß des Baums im Grase
liegt auf dem Bauch
und rümpft die Nase:
Was dieser Vogel kann, das kann ich auch.
Mit Mühe zwar, doch ohne Hast,
versucht er auf den Baum zu klettern.
Er hangelt sich von Ast zu Ast,
um dann von dort sein Lied zu schmettern.
Es gellt dem Vogel in den Ohren,
das Lied des Frosches ist ihm Graus.
Er hätte fast den Halt verloren
bei dem fatalen Ohrenschmaus.
Der Vogel hörte auf zu singen.
Er macht sich auf,
breitet die Schwingen
und flattert hoch hinauf.
Es reizt den Frosch, ihm gleichzutun,
nach oben zu entweichen.
Mit aller Kraft versucht er nun,
den Vogel zu erreichen.
Doch statt dem Ziele zuzustreben,
nach oben, wo der Vogel sitzt,
muß er der Schwerkraft sich ergeben
und fährt hernieder wie ein Blitz.
Fast wäre es ihm schlecht ergangen.
Er konnt nicht fliegen aber schwimmen.
Ein Weiher hat ihn aufgefangen.
Nie mehr versuchte er zu singen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.05.2022.
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