Janus

Ich bin das Rabenschwarze und bin das grellste Weiß

Die schlimmste Niederlage, der höchste Siegespreis

Ich bin die rote Rose und bin der spitze Dorn

Ich bin die Seelenruhe und bin der wilde Zorn

Ich bin ein Mensch der alles, doch nicht mehr weiter weiß

Ich stehe still ganz hinten und drängle mich nach vorn

Ich bin der Mund, der Güte und Drohungen verspricht

Ich bin, der gern das Eis oder Verträge bricht

Ich habe dich vergessen, ich habe dich erkoren

Ich habe dich gewonnen, ich habe dich verloren

Ich lebe ganz im Finstern und lebe auch im Licht

Ich fordere dein Leben, ich habe dich geboren

Ich schenke das Gelage und auch die Hungersnot

Ich bin die bangen Nächte, das tröstend Morgenrot

Ich bringe euch das Heil, ich bringe das Verderben

Ich schenke das Gefäß und schlage es in Scherben

Ich bin das pralle Leben, ich bin der dunkle Tod

Ich schreie im Gebären und schreie auch im Sterben

In mir sind alle Fragen, die je ein Mensch gestellt

In mir sind alle Klagen der großen, weiten Welt

Ich bin sowohl dem Täter als auch dem Opfer gleich

Der erste leidet später, der zweite leidet gleich

Ich spalte und verwalte, was euch zusammenhält

Ich bin der Bitterernste und spiel euch einen Streich

In der römischen Mythologie symbolisiert Janus die Dualität in den ewigen Gesetzen,
wie etwa Schöpfung/Zerstörung, Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende.