Andreas Vierk

Du, Papi...

 

 

„Du, Papi…“

„Ja, mein Sohn…“

„Ich habe gehört, dass der Russe Erfolg hat. Da freue ich mich drüber!“

„Wieso denn das, mein Sohn!“

„Ich habe in der Schule gelernt, dass man sich über die Erfolge von anderen genauso freuen soll, wie über die eigenen. Ich habe in Sachkunde eine Zwei und der Uwe eine Eins. Der Russe hat auch Erfolg gehabt.“

„Das was der Russe in der Ukraine macht, kannst du doch nicht als ‚Erfolg’ bezeichnen!“

„Aber Papi, so stand es doch in der Zeitung! Der Lehrer hat es uns vorgelesen: ‚Der Russe hat Erfolg in der Ostukraine’. Du, Papi, welcher Russe ist das eigentlich? Der, der im Weltraum war oder der mit dem Chapka, der so komisch tanzt?“

„Nun, mein Sohn… wenn man sagt: ‚Der Russe’, dann meint man eigentlich ganz viele Russen…Soldaten… Die machen Krieg und ermorden die Ukrainer!“

„Uff! Zum Glück ist das ja nicht so schlimm!“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Na der Lehrer hat uns vorgelesen, dass die Ukrainer ganz viele Feinde ausgeschaltet haben. Wenn ihr genug von den Nachrichten habt, schaltet ihr doch auch den Fernseher aus.“

„Das hast du falsch verstanden, mein Kind. Im Krieg redet man oft von ‚ausschalten’, wenn man ‚totmachen’ meint. Ein Jäger sagt ja auch ‚Schweiß’, wenn er ‚Blut’ meint. Und eine Hirschkuh, die der Jäger erschossen hat und der er das Fell abzieht, nennt er ‚aufgebrochenes Rotstück’.“

„Aber warum nennt man was anders, wie man es meint?“

„Damit es nicht mehr so schlimm klingt, mein Sohn. Vielleicht meint man, wenn es nicht mehr so schlimm klingt, dann ist es nicht mehr so schlimm.“

„Du, Papi…“

„Ja?“

„Sind die Indianer auch ganz schlimm gewesen?“

„Na, bestimmt nicht schlimmer, als die Weißen. Warum?“

„Weil man auch ‚Indianer’ nicht mehr sagen darf. Das ist nämlich dismit… krismi…“

„Du meinst ‚diskriminierend’. Wer hat dir das denn beigebracht?“

„Na alle unsere Lehrer*innen haben gesagt: Alle Schüler*innen und überhaupt alle Bürger*innen sollen jetzt so sprechen! … Du, Papi…“

„Ja?“

„Wer hat eigentlich das Sprechen erfunden?“

„Die Dichter, mein Sohn.“

„Dichter? Gibt’s die noch?“

„Nein, mein Sohn. Die sind kurz nach den Dinosauriern ausgestorben.“

„Warum“

„Weil sie zu harmlos waren. Überleben kann immer nur der Stärkere.“


 

Im Übrigen plädiere ich für die Impfpflicht und die Unerpressbarkeit Deutschlands in Krisensituationen!

 

 

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Vierk).
Der Beitrag wurde von Andreas Vierk auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.06.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Andreas Vierk

  Andreas Vierk als Lieblingsautor markieren

KI freie Literatur bei e-Stories.de

Buch von Andreas Vierk:

cover

Septemberstrand: Gedichte Taschenbuch von Andreas Vierk



Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Aktuelles" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Andreas Vierk

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Rätsel von Andreas Vierk (Haiku, Tanka & Co.)
Anfangsschwierigkeiten von Christina Wolf (Aktuelles)
Kleinkriege von Franz Bischoff (Gesellschaftskritisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen