Philipp Merx
Storchenturm
Der Storchenturm in roter Nacht
ragt stramm ins dunkle All
das halbe Kind dort oben wacht
getrennt von Geist und Qual.
Es wurde sacht ins Nest gelegt
von Zärtlichkeit und Liebelei
nun erbebts erregt
es erklingt sein heißer Schrei.
In Verlangen und Begehren
will es sich im Sturm vermehren
aus Lust und Unvollkommenheit
die späte Seele fortan schreit.
Das Kind wünscht halbes Himmelsrund
will sich mit ihm vereinen
brüllend tut‘s dem Äther kund
will helle mit ihm scheinen.
Am Rand des Storchenturms
auf einem Bein in Tatendrang
steht es, spannt den Arm nun auf
stürzt sich in den Liebessturm
der Klang des Windes treibt es an
ja er trägt es zum Himmel rauf.
Ohne Sinn, gewillt und reif
zieht es einen Silberstreif
der halbe Mond am Himmel tanzt
das Kind sich nun an jenen pflanzt
um zu verschmelzen, zu vergehen
und so ward es geschehen
dass in jener Nacht
dem Firmament ein Kind gemacht.
Der neue Stern im Zwielicht prangt
heiß nach Jahren dieser fällt,
am Himmelszelt in Zwei zerschellt
das Eine halb dort oben scheint
das Andre wird vom Storch gefangen
landet sacht auf weißen Schwingen
und wenn er‘s auf den Turm rauf trägt
beginnt erneut ein Schrei zu klingen.
- (c) P. Merx
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.12.2022.
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