Christina Gerlach-Schweitzer

Tierversuche - Der präfrontale Cortex

                                                                                        Für den Affen Jara

                                                                              Meinen Dank an R. M. Rilke

 

 

 1.Planung

Wir werden vom Gehirn gelenkt,
wie funktioniert das, dass es denkt?
Wie sich so´n Gehirn verwaltet,
gut vernetzt und eng verschaltet,
ist von großem Interesse,
Thema auch für Fachkongresse:
Wann begreift man, was man sieht,
weiß man wo´s Bewusstsein liegt?
Man verortet das lokal
auf ´nem Großhirnareal:
Der Präfrontale Cortex plant,
oft bevor man´s selber ahnt,
was vom kurzen Speicherwissen
wir auch länger wissen müssen.

Beim planenden Gedankengang
gehen präfrontal Signale lang.
Der PFC, sehr gut vernetzt,
bestimmt so unser Handeln jetzt
und für später stellt er Weichen,
um Weg und Wünsche abzugleichen.
Vernetzt ist Antizipation,
Gedächtnis und Regulation.
Die Thesen waren vorgebracht,
drum wurd´ ein Tierversuch erdacht.
Sie wollten das an Affen testen,
Rhesusaffen seien die Besten.
Sie holten sich zwei Exemplare,
vom Alter 12 und 15 Jahre.
Der eine, der hieß H-Nullsieben,
und auch A-Elf konnten sie kriegen.
An diesen männlichen zwei Tieren
wollt' man den PFC studieren.

  1. Vorbereitung

Man hat sie dann narkotisiert,
und ihr Schädelmaß notiert.
Im Protokoll steht´s so nicht drin
doch anders kriegt man das kaum hin.
In noch einer Narkose dann,
passt´ man den Köpfen Stangen an:
Im stereotaktischen Rahmen fixiert
wurden die Affen dafür operiert:
Es wurde die Kopfhaut aufgeschnitten,
um auf die Schädelkalotte zu blicken.
Man bohrte Löcher in diesen Knochen
hoffentlich wurde da nichts durchbrochen-
ein Bohrloch darf zu tief nicht sein,
sonst bohrt man in die Hirnhaut rein.
Sowas kann sich leicht entzünden
und in falschen Daten münden.
Ein Tier ist dann nicht konzentriert
weil es starke Schmerzen spürt.
Trotzdem muss es mitarbeiten,
sonst kriegt es keine Flüssigkeiten.
Das ist schon viel zu oft passiert,
und niemand hat die Qual testiert.
Weil so ein Tier still leiden kann,
merkt man ihm oft den Schmerz nicht an.
Sein Leid verfälscht dann Datensätze,
die ich als Forscher doch hoch schätze.
-Zurück zur Schädeldecke jetzt,
der Haltegriff wird aufgesetzt,
am Schädelknochen angeschraubt
bis man ihn fest verbunden glaubt.
Heilen dann die Haut und Knochen,
agieren die Affen wie versprochen.
Lässt man die Kaumuskeln unversehrt,
ist das für die Tiere auch schon was wert.

3. Gewöhnungstraining

Mit Leckerlis zum Stuhl gelockt,
wird dort der Affe angedockt -
rein theoretisch wär das so,
doch oft greift man den Affen roh,
und man nutzt auch dessen Willen,
endlich seinen Durst zu stillen.
So wird er wochenlang traktiert
bis er die Zwänge akzeptiert,
wenn im Primatenstuhl er sitzt
und Bild für Bild durchs Auge blitzt.
Mit Haltegriff, am Kopf montiert,
ist das Tier dort zwangsfixiert.
Denn man will es ja trainieren,
seinen Blick starr zu fixieren,
den grünen Leuchtpunkt anzustarren
und reglos fast im Stuhl zu harren.
So werden Affen an Bilder gewöhnt,
die ein Stereoskop ausströmt.
Sitzen sie im Stuhle ein,
sollen die Tiere durstig sein.
Zu trinken kriegt dort, wie ihr wisst,
ein Tier nur, wenn es artig ist.
Kooperiert es, reicht man ihm
tröpfchenweise Trinken hin.
Man hört, dass Forscher gern verbreiten,
wie gerne Affen mitarbeiten.
Wenn so ein Tier sich nicht mehr sträubt,
wird´s ein drittes Mal betäubt.
In den eröffneten Schädel hinein
legt man ´ne Plattenelektrode rein,
damit man dort Signale finde,
der präfrontalen Großhirnrinde.

3. Versuch

Mit Haltegriff am Stuhl fixiert,
die Augen starr, wie´s antrainiert,
starr´n Affen dann auf Musterstreifen,
die aus ihrem Blickfeld weichen.
Nach jeweils zwei Sekunden schon
ändern die Muster die Konstellation,
Mal sind´s Punkte mal sind´s Streifen,
um Hirnsignale abzugreifen.
Mal nach außen mal nach innen
sehen die Affen Muster rinnen,
ständig wechselnder Kontrast,
wird von ihnen so erfasst.
Man prüft die Augen in Kombination,
manchmal aber nur eins davon.
Man versucht es aufzuzeichnen,
wie Blicke von der Mitte weichen.
Die Elektrode, nicht vergessen,
soll die Hirnströme noch messen.

4. Sich ergebende Fragen

Rhesusaffen sind Primaten
aus der Gattung der Makaken
Sie sterben so mit 30 Jahren,
man nutzt sie in Versuchsverfahren.
Sie leben gern gemeinschaftlich,
sie lieben, achten, streiten sich.
Wo kamen A-Elf und H-Sieben her,
hatten sie keine Familie mehr?
Lebten sie ganz isoliert
voller Lärm und depriviert?
Hinter welchen verschlossenen Türen
mussten sie ihr Leben führen,
bis sie Versuchstier und Messgerät waren?
Darüber war leider nichts zu erfahren.
Schade auch, dass man nicht notierte,
was nach dem Versuch mit ihnen passierte.
Im Protokoll war auch nicht zu lesen,
Tiere wären fühlende Wesen.
Doch dass der Versuch nicht artgerecht war,
das ist bestimmt jedem Forscher klar.
Frei nach Rilke sollte man fragen,
worüber würden Versuchstiere klagen?
Sehen sie nur durch Gitterstäbe,
mit ´nem Blick, der nichts mehr hält,
als ob es tausend Stäbe gäbe,
und dahinter keine Welt,
in Käfigen aus Edelstahl,
hygienisch, kalt und viel zu schmal?
Leben sie total entrechtet
und vom Mächtigen geknechtet?

5.Fazit

Das Fazit der Tiere ist immer dabei:
Tierversuche sind Tierquälerei.
Als eine Erkenntnis wäre es gut,
dass man als Mensch sowas nicht tut.
Forscher hört auf die Tiere zu quälen,
ihr wollt doch wohl nicht ernsthaft erzählen,
dass ihr bloß an Tieren forschen könnt,
ihr seid doch sonst so intelligent.
Wenn ich so ein Versuchstier wär,
euch zu achten, das fiele mir schwer.

 

Gedanken zu einem Tierversuch aus dem Jahr 2022, Deutschland,           
2 Rhesusaffen, entnommen aus der "Datenbank Tierversuche"

der "Ärzte gegen Tierversuche", Dokumenten-ID 5493

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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