Patrick Rabe

Zwei Frühlingsgedichte/Für Irene

Frühlingsboten

Zwei Frühlingsgedichte

 

Märzliebe

Der Himmel blaut in Frühlingsbläue,

und Tauben säumen meinen Weg,

hey, wie ich mich auf dich heut‘ freue,

zu dir führt Weg und Herz und Steg.

 

***

Dann später Schnee, dicht fallen Flocken,

es glitzern Weg und Steg und Herz;

ich schmiege mich in deine Locken,

und bin geborgen...es ist März.

 

***

© byPatrick Rabe

 

Montag, 27. März, geschrieben in Hamburg, nach einem Spaziergang durch einen schönen Naturpark, der vor meiner Haustür liegt. Die Tauben flügelten wie zeichenhaft auf meinen Weg... Und Himmelbläue ist besser als AfD-Bläue.

*

 

 

Für Irene

Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof

 

Ein Hauch von Freiheit, wie auf Möwenflügeln,

umwehte mich, war’n wir zwei unterwegs,

wir lachten viel, befreiten uns von Zügeln

und von Gefahr’n des allzuschmalen Stegs

 

Des Denkens, auf dem wir nun wandelten,

und uns erfreuten neuen Horizonts,

wenn wir aus dem Erdachten handelten,

und dichteten, fern alter Saucenfonds.

 

Dein Denken war der Aufklärung verpflichtet,

und deine Bildung groß und tief gegründet.

Die Fundamentalisten ha’m vernichtet

dies Glück, da sie von rechts erblindet.

 

Freidenkerluft erfüllte Ohlsdorf,

gingen wir dort, uns unterhaltend, froh spazieren,

reaktionäre, rechte Kräfte

umstellten unser froh‘ Palieren.

 

Alteingesess’nes fürchtet leicht,

bei neuem Wind nicht zu bestehen,

rechtsradikal umstellt es Deutschland.

Ich kann die freie Möwe dennoch sehen.

 

 

 

© by Patrick Rabe,

 

geschrieben im April 2023 in Hamburg.

 

 

Gewidmet meiner Freundin Irene Beddies, die vor einigen Jahren an Krebs verstorben ist. Sie war eine- als ich sie kennenlernte, fast 80-Jährige, ehemalige Lehrerin mit einer großen, humanistischen Bildung, Mut, Lebensneugier, Humor, und einem weiten Horizont. Nur an meinen religiösen Bekenntnissen verzweifelte sie manchmal. Heute denke ich, ich hätte diesbezüglich auf sie hören sollen, denn ich war in den Jahren 2013 bis 2016 schon relativ blind gegen die Gefahren des religiös-rechten Fundamentalismus, wenn er plötzlich im liberalen Gewand daherkommt. Über was Irene irritiert war, war sie zurecht irritiert. Sie muss den rechten Mief in dem gewittert haben, womit ich mich beschäftigte. Mittlerweile hat uns dieser Rechtsruck eingeholt. Die miefig-religiös motivierten, rechten Flügel evangelikaler und evangelischer Kirchen spielten dabei leider eine große Rolle.

 

Das wirklich progressive Deutschland, das nach 1998 aufgebaut worden ist, und das bis ca. 2016 trotz der Merkel-Regierung in dieser Form bestand, erholt sich nur langsam von dem Rechtsruck ab 2018 und Anwürfen aus der evangelikalen und katholischen Sexualmoral und judenfeindlichen, sowie rassistischen Attacken. Ich meine damit vor allem die Überzeugungsarbeit rechter und christlicher Medien wie ZDF, Bibel TV, Hamburger Abendblatt (dieses ist seit dem Weggang von Springer zwar weniger rechts, aber auch indifferenter und leider anfälliger für fake news), Bild oder Idea Spektrum (teilweise haben diese ihre Propaganda geschickt und moderat verpackt).

 

Viele gute Bücher zum modern ethischen Leben verschwanden vom Buchmarkt, zum Beispiel gute Ratgeber zum Thema offene und polygame Beziehungen in Ehrlichkeit, Fairness und Liebe, Gleichberechtigung der Geschlechter etc. (Diese Themen waren um 2016 in Büchern schon auf hohem und sehr reifem, unverklemmtem, zeitgemäßem Standard verhandelt worden), und machten einem reaktionären Reduktionismus Platz, der an eine Mischung aus den 1950er und 1980er Jahre erinnerte.

 

Langsam kehren gute, progressive Publikationen auf den Buchmarkt zurück, wie beispielsweise das ehekritische Buch von Emilia Roig. Jedoch sind auch Bücher wie dieses lediglich bereits eine Reaktion auf das Niedergeschlagenwerden der Pfänzchen Liberalität und Progression durch die neo-rechte Welle und bedienen sich teilweise der reißerischen Sprache eben dieser Welle.

 

Wehmütig erinnere ich die freien Jahre zwischen 1998 und 2018, und besonders die neue Freiheit und die Freundschaft und die guten Gespräche mit Irene und anderen Progressiven ab 2015/2016. Wobei Irene natürlich eher ein Urgestein aufklärerischen Denkens war, als eine neue Progressive, alleine schon wegen ihres Alters. Wir hätten uns natürlich denken können, dass eine CDU-geführte Regierung niemals echte Progression will. Irene wusste das auch und warnte mehrmals vor den auch im Internet aufkommenden Rechtsradikalen.

 

Wir Befürworter des progressiven Lebensstils hätten lauter aufschreien müssen, als die ganze „Ehe für alle“-Debatte losging. Bei dieser Debatte ging es nur vordergründig um Homosexuellenrechte. Sondern eigentlich um eine Rückführung selbst noch dieser meist progressiven Szene (heute meist LTGBQ-Szene genannt) in konservative Werte, Anschauungen und Lebensweisen. Und ganz sicher wollte man dadurch auch die nicht zu geringe Zahl an Rechten und Rechtsradikalen aus der LTGBQ-Szene an sich binden, die vor allem im Sado-Maso-Bereich der Schwulen-und-Lesben-Szene (diese Wortwahl – oder eben Gay oder Queer- ist mir persönlich lieber als das Buchstabenungetüm „LTGBQ“) beheimatet ist. Der Schwerpunkt lag nicht wirklich auf „Für alle“, sondern auf „Ehe“, und sorgte, wie auch die reaktionären und altertümlichen Formen verpflichtete Familiensicht und Familienpolitik der Großen Koalition unter  Angela Merkel für eine Renaissance der von „uns“ Linken sogenannten „neuen Spießer“ und Neorechten.

 

 

© by Patrick Rabe

 

geschrieben in den letzten Tagen, überarbeitet am Karsamstag, den 8. April 2023, in meinem Hamburger Domizil.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.04.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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