Günter Weschke

Die Lichter einer Stadt

 


Dunkelheit senkt sich hernieder,
ich gehe sinnend durch die Gassen,
ich lebe hier und immer wieder
seh ich die Lichter, kanns nicht lassen.

Zu jedem Haus gehört ein Schicksal,
in einigen wohnt auch das Glück,
Schicksal und Glück, manchmal eine Qual,
dunkle Scheiben wünschen das Glück zurück.

Erleuchtete Fenster, im Haus gegenüber,
Musik erklingt und freudiges Lachen
locken mich, ich gehe hinüber,
werd eingeladen mitzumachen.

Ein Gläschen Champagner, dann gehe ich weiter,
ein Mann torkelt aus einer Bar,
er murmelt Worte, lacht danach heiter,
dreht sich um sich selbst, weiß nicht wo er war.

Geschrei gegenüber am offenen Fenster;
ein Ehepaar liegt sich in den Haaren,
Wortfetzen fliegen wie graue Gespenster,
vergaßen, wie einmal verliebt sie waren.

Vor mir ein Häuschen mit Kerzenschein,
Frau Müller lebt hier, seit Jahren allein,
zum Friedhof zieht es sie jeden Tag hin,
doch das Leben macht für sie keinen Sinn.

Das Kirchlein St. Peter steht mitten im Ort,
die Glocke erklingt, die Tür öffnet sich,
der Priester sagt Worte, die Menschen geh'n fort,
zuhause sitzt man dann alleine am Tisch.

Gefangen hinter matten Scheiben
versucht das Licht sich zu entfalten,
doch kann es beim Versuch nur bleiben,
wenn niemand hilft was zu gestalten.

Hinter dunklen Wolken kommt der Mond hervor,
sein fahles Licht läßt Schatten entsteh'n,
von fern klingt aus dem Kirchlein ein Chor,
ich werde jetzt langsam nach Hause gehn.

Am Gottesacker führt mein Weg entlang,
auf vielen Gräbern leuchten Laternen,
mir ist vor diesem Weg nicht bang,
am Himmel seh ich den Mond mit den Sternen.

Auf den Gräbern leuchten Kerzen
gespenstisch in der Dunkelheit.
Nachtfalter fliegen mit mutigem Herzen
ins Licht, zum Sterben bereit.

Kerzen auf Gräber für tote Herzen,
Gedanken am Grab für tote Seelen,
welke Blumen an erloschenen Kerzen,
die Dunkelheit glüht auf allen Wegen.

Die Lichter einer Stadt
erstrahlen in Dunkelheit.

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