Thomas-Otto Heiden
Es Regnet
Es Regnet
Es Regenet, Menschen eilen vorbei.
Vorbei an allem und jeden.
Scheuklappen versperren die Sicht nach links und rechts,
Regenschirme schotten sie zusätzlich ab.
Deswegen können sie „IHN“ nicht sehen wollen.
Denn sie alle haben einen Plan, haben ein Ziel.
Die Arbeit, nach Hause gehen oder vielleicht...????
Nur dieser eine nicht.
Der, der dort auf der kaputten Parkbank sitzt.
Dort neben dem Eingang.
Dort wo ich gerade raus gekommen bin.
Die Bank, wo sich sonst niemand hin setzt.
Weil sie halt kaputt ist, und weil er dort sitzt.
Schäbig sieht sie aus, weil die Farbe teils verblichen,
und an manchen Stellen weggebröckelt ist.
Genau wie an „IHM“.
Sperrlich bekleidet sitzt er da, dieser Mensch.
Regentropfen laufen an seinem Gesicht,
und an seinem Körper hinunter.
Doch er lässt sie laufen, wischt sie nicht weg.
Gerade bin ich mit der Bahn hier angekommen,
nun stehe ich vor dem Bahnhof,
und das erste was ich sehe, was mir ins Auge fällt,
ist dieser Mensch.
Müde ist sein Schauen, mit leeren Augen und starrem Blick,
scheinbar längst aufgegeben, sitzt er dort.
Sein Ziel ist warten, warten auf ein Wunder, das es wohl nie geben wird.
Die wiedergefundene, verloren geglaubte Vergesslichkeit,
lässt ihn alles ertragen.
Dann brechen die Wolken auf und die Lanzen der Sonne,
sie scheinen nur auf ihn hinunter.
Da steht er plötzlich auf und geht auf die stark befahrene Kreuzung zu.
Kurz darauf gibt es auch schon einen Knall,
Bremsenquietschen ist zu hören.
Die Lanzen der Sonne, sie scheinen noch immer auf ihn herab,
dort wo er jetzt auf der Straße liegt.
Jetzt ist die Bank leer, Menschen eilen vorbei.
Vorbei an allem, und jeden.
Scheuklappen versperren die Sicht nach links und rechts,
Deswegen können sie „IHN“ nicht sehen wollen.
Den Mann, der auf der Straße liegt,
während die Sonne weiter ihre Lanzen auf ihm bricht.
und Wolken die sich in Pfützen spiegeln,
Engelsflügeln gleich, einen Rahmen um ihn bilden.
Thomas-Otto Heiden
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.05.2023.
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