Frank-Ulrich Meinhard

Waldheimkehr

Hab keine Angst, ich bring dich durch den Wald.

Warum ist nur dein Blick so bang?

Erschaudre nicht, schon bald, schon bald

bist du zurück in unsrem Reigen.
 

Hörst du den hellen Vogelsang,

wie er von Fels zu Felsen hallt?

Schon bald ist Nacht, dann wird er schweigen.

Nun schau, wie sich die Schatten neigen

und kriechen durch das hohe Gras.

 

Du suchst den Weg zurück, doch lass.

Er lässt sich nicht mehr finden.

Die Anderswelt ist schon erwacht

und lässt ihn langsam schwinden.

So wie sie alles anders macht.

 

Denn Tag ist Tag. Und Nacht ist Nacht.

Was grad noch galt, gilt nun nicht mehr.

Mondlicht fällt durch das Geäst

und Sternenstaub tropft aus den Hecken.

Des Tages Waagschale ist leer.

 

Greif in mein Fell und halt dich fest.

Du zitterst ja! Das musst du nicht!

Und blick jetzt nicht in mein Gesicht,

du würdest dich erschrecken.

 

Es knackt und knirscht und seufzt der Wald.

So zeigt er sich in dunkler Tracht.

Viel tausend Wesen sind erwacht

und geben Laut ihm und Gestalt.

 

Erkennst du`s nicht? Hier stammst du her.

Erinnerst du dich gar nicht mehr?

Die Klippe dort war unser Ort.

Dann warst du eines Tages fort.

 

Unendlich lang sucht ich nach dir.

Umschlich dein Haus, gab leise Laute,

bis ich mich traute...

Jetzt bist du hier.

 

Und horch, die andern rufen schon!

Sie wollen dich begrüßen.

Der langgezogne Freudenton -

kannst du ihn nicht genießen?

Du bist zu Haus – nach langer Zeit.

 

Ich gab dir gerne das Geleit.

Ich hab dich durch den Wald gebracht.

Hab alles gern auf mich genommen.

Du bist uns wirklich sehr willkommen.

 

Willst du im Bunde mit uns leben?

Entscheide du nun mit Bedacht.

Noch eine Heimkehr wirds nicht geben.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Frank-Ulrich Meinhard).
Der Beitrag wurde von Frank-Ulrich Meinhard auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.03.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Frank-Ulrich Meinhard

  Frank-Ulrich Meinhard als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Gedankenströme: Geschichten und Erinnerungen - zum Nachdenken und Innehalten von Heinz Werner



Kennen wir Heimat, was bedeutet dieser Begriff für moderne Nomaden und Kosmopoliten? Wo und was ist Heimat genau?
Haben wir nicht alle schon Zeichen übersehen oder falsch gedeutet, sind wir in der Lage, uns in hektischen Zeiten fallenzulassen, deuten wir Gesichter richtig? Vermutlich lächeln wir noch heute über bestimmte Begegnungen auf Reisen irgendwo auf der Welt, oder sie beschäftigen uns noch immer. Reisen bildet nicht nur, jede Reise prägt uns, öffnet den Blick für andere Menschen, Kulturen und ihre ganz eigenen Herausforderungen.
Gedankenströme beschreibt genau solche Momente – mal länger, mal ganz kurz – die uns zum Nachdenken zwingen und uns innehalten lassen. Es geht um Besinnliches und um Augenblicke, die jeder von uns kennt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Balladen" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Frank-Ulrich Meinhard

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der Schatzsucher von Frank-Ulrich Meinhard (Allgemein)
DER EWIGE FLUCH von Simone Wiedenhöfer (Balladen)
Das Blatt von Sieghild Krieter (Haiku, Tanka & Co.)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen