Trilogie

1. Parkinson

Wenn das Gehen
zum Stolpern wird
die Zunge
die Lippen
nicht mehr gehorchen
wenn die Hand
das Glas zerschlägt
die Gabel
auf dem Teller
einen Veitstanz aufführt
wenn die Muskeln
nicht eine Minute lang
schlafen können
der Körper verspannt ist
Tag und Nacht
Tage und Nächte
Monate
Jahre
und eines Tages
das Gesicht
zur Maske erstarrt
ist das die Hölle
und der Tod
die Erlösung.


2. Alzheimer

Worte finden
die einmal dort waren
wo gedacht wird
wo der Speicher ist
der alles aufnimmt
alles festhält
alles wiedergibt
normalerweise.

Löcher, Eiweißklumpen
anstatt Zellen
in denen früher
Wissen abrufbar war.
Ohne Worte keine Sätze
keine Verständigung
kein Mitteilen
Einsamkeit.


3. Ich bin für dich da

Ich bin der Mund
der für dich sprechen kann
ich bin der Schritt
der für dich laufen kann
ich bin die Hand
die zärtlich streicheln kann
ich bin der Kopf
der für dich denken kann
ich bin das Herz
das innig lieben kann
ich bin die Laune
die dich erfreuen kann
ich bin die Seele
die mit dir leiden kann
ich bin der Mensch
der mit dir leben
dich begleiten kann
bis zum Ende.

Normalerweise kommentiere ich meine Gedichte nicht, da ich immer hoffe, dass sie richtig verstanden werden. Aber hier muss ich wohl hinzufügen, dass ich die Härte nicht zufällig gewählt habe, die die Krankheiten beschreibt. Ich habe beide Erkrankungen vom Beginn an miterlebt bei meinen Eltern, habe sie mitgelitten bis zu deren Tod. Daher weiß ich um die Hoffnungslosigkeit, die mit diesen Krankheiten einhergeht. Ich will niemandem, der an Parkinson oder Alzheimer leidet, eine bessere Zukunft absprechen, als meine Eltern sie damals hatten. Die Medikamente sind heute viel besser und ermöglichen ein erleichtertes Leiden. Aber ich kann nur das schreiben, wie ich es empfunden habe damals. Es war hart, für alle Beteiligten und ich bin noch immer an der Verarbeitung, obwohl meine Mutter als letzte meiner Elternteile 1988 bereits starb.Brigitta Firmenich, Anmerkung zum Gedicht