Finja Fischer
Mein Brief an Ottilie
Meine geliebte Otti,
ich träumte von einer neuen Realität
In er ich erwache,
stärker, größer, wissender.
Du glaubst, wenn ich
dereinst aufkomme
Werde ich noch kleiner sein.
Hilflos
wie ein Hund in der Erde nach meinem Glück scharren.
Ich habe
mich verirrt meine geliebte,
In eine Zukunft in der deine
Träume versiegen.
Du hast dich geflüchtet in
Intrigen.
Deine himmelsblauen Augen, trüb blickend mich
an, sind heute fast grau.
Grau wie der Staub der auf uns liegt.
Mein Körper schmerzt Liebling.
Ich wünsche
mir die Freiheit etwaig für uns zum ungebunden leben,
Du baust
Mauern, die uns halten, überwiegend gefangen.
Die Geheiße
die wir uns selbst auferlegten,
Klemmen in die wir uns selbst
zwangen,
Arretiert in unseren eigenen Gewalten.
Ich
spreche oft von Kunst,
Deine Violine altert in der Vitrine.
Du verstehst meine Texte nicht,
Mit deinen Worten
demütigst du mich.
Du warfst in den Eimer unter der
Spüle,
Was ich dir im Vollmond widmete.
Du
maskierst mein Weh,
Wenn ich nachts noch an meiner Pfeife zieh.
Ich lausche deinem taktvollen Atem,
Ferner von deinem
Bette aus, dein leises Amen.
Du kamst jede Nacht vor mir zu
Ruh,
Im Traum liegest du bestimmt auf einem handverzierten
Himmelbett,
Nicht neben mir im Stroh auf unserem schmalen
Lotterbett.
Im Traum bist du sicher gesünder und gewiss nicht
an meiner Seite.
Ich enttäuschte deine Mädchenträume,
Ich war nie gut begütert, gar fürstlich, ja
nicht mal sonderlich gutverdienend.
Wir lebten getrennt in
einer Liebschaft,
Eine Liebelei in der du dich gefangen
fühltest.
Ich brachte stets meine Romanzen aufs
Papier,
Du fühltest dich in meinem Leben unmerklich
In einer dunklen Nacht die du stetsfort verschliefst
Sprach dein
Vater mit mir
Ich solle von dir gehen, mit mir bringest du dich nur
ins Elend
Doch ich mochte unser gemeinsames Heim
In das
wir trieben unsern eignen Keil
Und du in letzter Zeit nicht
mehr putztest
Indem du nur noch für dich kochtest
Denn warst du so verzagt
Das du streiktest gegen
mich
Als du kränker wurdest, ließ ich über
Monate das schreiben
Diese Krankheit nahm uns alles
Du blühend wunderschöne Rose
Verblasstest
zu knochig kalten Händen
Unser Kind erblickte nie das Licht
Ein Teil deines Lichts erlosch mithin
Du warst seither
Gottesergeben
Ich suchte im Glauben vergeben konnte leicht als
ungläubig weiterleben
Doch in dieser Nacht betete ich
Gott lass sie leben, deine Engel dir im Himmel ergeben, lass meinen auf
Erden weiterleben.
Amen
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2024.
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