Renate Tank

ANDROMEDA



 

ANDROMEDA

 

Perseus auf seinem Fluge
wurde einer Schönheit gewahr.
Sah zuerst sie als Marmorstatue,
doch ihr windspielendes, leuchtendes Haar,
und das Glitzern der Tränen verriet,
dass sie eine Lebendige war.

 

Sie schämte sich seiner Fragen,
doch wollte sie ihn nicht verletzen.
Die Liebe mit ihren Gesetzen

schrieb sich dabei in ihr Herz.
Denn einmal, da fehlte die Mutter:
Kassiopeia hatte sich
im Hochmut verfangen,

und ihre eitlen Worte
sind in die Köpfe der Nereiden
eingegangen.

Der greise Meeresgott Nereus,
Vater dieser Nymphen,
war ein Freund Poseidons

und spielte nun mit seinen Trümpfen.

 

Poseidon, Herrscher über alle Meere,,
sprach das Orakel voller Schwere:
Das Königshaus Äthiopiens
 sollte vor Wassern fortan bangen.
Er sandte ein Untier des Meeres,

und niemandem war es möglich,
dieses zu bannen.
Um den Fluch abzuwenden,
müsste das Leben von
ANDROMEDA
enden
in der Umklammerung dieser
Schlange - d
as wäre ihr Schicksal,
und diese Angst währte schon so lange!

 

Kaum hatte sie zu Ende gesprochen,
fing der Schaum des Meeres an zu kochen.
Aus dem Donner der Wellenberge
erhob sich eine Drachengestalt.

Dort, wo gebunden am Felsen
Andromeda in
EISENKETTEN STAND.


Ein nass glänzendes Untier,
das alle Zeiten überwand,

peitschte mit Dämons Kräften die Wasser,
welche zerstoben an steiniger Wand.
Die Klippen spien zu den
schuppengrünen Tiefen hin
die Tropfen ihres Schweißes,
die da waren ein Kaltes und ein Heißes.

 

Die Eltern liefen im Schmerz herbei,
sahen die wilde Raserei 
und warteten auf ein Zeichen.
UND PERSEUS,

mit festem Willen und starker Hand,
ließ sich im Herzen aus Liebe erweichen
und sprach:

 

„Ich will sie retten, und ach,
ich bin Perseus,
der Sohn von Danae und Zeus.
Alleiniger Sieger über die Medusa!

Aus ihrem blutigen Rumpfe stieg
mein geflügeltes Pferd.
Die Zeit, sie drängt,
der Drache weilt nicht friedvoll hier.

Der Abstand ist beengt!

 

Ist ’s euch die Tochter wert,
dann nehmt die Bedingung an sogleich:
Ich will sie zu meinem Weib!
Und stellt mir nichts in meine Bahn,

sonst ist eure Tochter schon bald bleich.“
Der Vater überfroh: 
„So bleib!
Und als Mitgift noch mein Reich!“

 

Einem Adler gleich,
flog Perseus in die Höhen
 und Andromedas Wimmern und Flehen
brachte ein schnelles Geschehen.


Im Kampfe mit Perseus wand sich das Tier.
Schmerzlautes Stöhnen verstärkte die Gier,

DIE WEHRLOSE
letztlich zu fassen.

Sein Kampf steigerte sein Hassen.
Doch Perseus Schwert
drang tief in seinen Rücken.
Eine Flucht konnte nimmermehr glücken.
Hieb auf Hieb wurde es geschunden.
Seine Kraft verlor es
aus nicht zählbaren Wunden.

 

***

 

Die Wasser schäumten rot im Licht,

und blutumspült versank das Wesen

in eine tiefe Finsternis, aus der kein Laut

mehr nach oben bricht.


© Renate Tank
24.08.2011

 

Anmerkung:
- Griech. Mythologie -
Inspiriert durch ein Gemälde
von Paul Gustave Doré.
(Nahm efolgreich an einem
Wettbewerb teil.)


 

 

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