Regina Wey
Überholspur (eine Metapher)
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Seit seiner Kindheit denkt er sich, das Leben
ist für ihn stets, so richtig Gas zu geben,
er drückt mit vollen Kräften auf die Tube,
und skrupellos betätigt er die schrille Hupe.
Er meint, langsames Fahren könne er sich schenken,
er will nach seinen eig'nen Regeln lenken,
ganz ohne Rücksicht durch die Gegend rennen,
Begierde kann er doch seit langem nur erkennen.
Und landet er dann auf der einen Buckelpiste,
fängt an zu holpern seine alte, müde Kiste,
im Auf und Ab wird er hart durchgeschüttelt,
doch stur, verbissen er am Lenkrad rüttelt.
Es fällt ihm schwer, in einen tiefen Gang zu schalten,
sich zu besinnen und für einmal innehalten,
doch ohne wird er nie die enge Kurve kriegen,
wenn alles was er will, ist, immer nur zu siegen.
Am letzten Tag, auf seiner letzten Ehrenrunde,
ertönt aus seinem klagenden, weit offnen Munde:
"Ach, Gott, hätt' ich doch früher schon gewusst,
dass dieses turboschnelle Dasein nichts mir hat genutzt."
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Wenn's auch schwer fällt, durchzuhalten:
Um sein Leben zu gestalten
braucht's Geduld und lange Weile,
drum halt' inne - nicht nur eile.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2024.
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