Lisa Marie Steinke

November

Die Ernte ist vorüber und welk ist das Laub,

um mich herum nur noch Nebel und Staub.

Düsternis will meine Tage verkürzen,

es duftet nach Moder und herben Gewürzen.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

Die Reste des Sommers glüh’n unter der Haut.

Gelassene Rhythmen, fröhlich und laut.

Das Licht und die Wärme ich halten will,

doch mehr und mehr wird es kälter und still.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

So düstere Stunden, vor denen mir graut,

die jedes Jahr finstere Welten baut.

Ich wehre mich, lenke ab, immer heiter,

die graue Düsternis wächst weiter und weiter.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

Ich halte inne, es hat keinen Zweck,

die Düsternis geht einfach nicht weg.

Sie hat ihren Platz, in allem, was lebt.

Egal, wie sehr man nach Freude strebt.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

Ich bin gefüllt mit Wehmut und Trauer,

irgendwie fühle ich mich wütend und sauer.

Ich werde still und horche hinein,

all dieses Fühlen darf sonst ja nie sein.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

Ich lausche Erlebnissen aus diesem Jahr,

von denen keines ein Glücksmoment war.

Sie haben manch Wunde in mir hinterlassen,

sind jetzt erst in Worte zu fassen.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

Die Wut bekommt mildere Töne,

je mehr ich mich mit mir selbst versöhne.

Ich nehme mir Zeit, muss mich nicht beeilen,

so lasse ich los und die Wunden verheilen.

 

Mein Herz sagt:

Lass es zu,

komm zur Ruh,

komm zur Ruh.

 

Mein Blick geht hinaus in die trübe Welt,

fühle mich stark und von innen erhellt.

Da flüstert mein Herz mir leise zu:

Jetzt bist – du in – der Ruh.

 

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