Conny Weituschat

Selbstie am Strand

Ich mache für euch heut ein Selbstie am Strand. Dort
stelle ich mich an passendem Standort
posend in Szene: ne ältere Frau,
Sporthose, Jacke, die Haare leicht grau,
die Füße entblößt, steht sie barfuß im Sand.
Zum Gähnen langweilig... uninteressant.

Wir machen was anderes: Schließt eure Augen.
Versucht mal, aus Worten Bilder zu saugen,
die lautmalerisch innen vor euch entstehn.
Was ich hier erblicke, könnt ihr dann sehn.

Die Küstenlinie liegt heute im Dunst,
erinnert an C. D. Friedrichs Kunst.
Die wenigen Hochhäuser scheinen verschwommen
mit weichem Pinsel der Leinwand entnommen.
Die Ebbe zieht sanft, die Sandbank liegt frei.
Hunger im Blick scannt mit luftigem Schrei
die Möwe von oben den Algensalat,
hält er Muscheln zum zweiten Frühstück parat?

Der Blick mäandert zum kahlen Baum.
Dort fiedert es lustvoll. Ganz ohne Zaum
und ohne der Blätter Schutz und Beschattung
sind Spätzin und Spatz flink bei der Begattung.
Wegs drunter ein Erpel auf Freiersfüßen,
würd auch gern ner Ente das Leben versüßen.

Am echt langen Strand ist kein Mensch in Sicht.
Wahrscheinlich verschreckt vom blassfahlen Licht.
Ihr Wolkenbett trennt die Sonne vom Strand,
schützt bleiche Gesichter vor knallrotem Brand.
6 Grad sind recht frisch für Sand zwischen Zehn,
ich glaub‘ fast, ne frostige Beule zu sehn.
Die Fußsohlen kalt bis hoch zu den Knien.
Es wäre doch schön, wenn die Sonne jetzt schien.
Ich geh lieber rein, die eisigen Brocken
brauchen Heißwasser und wärmende Socken.

Dies Schlussbild, verblassend, wird ausgeblendet,
der mit euch geteilte Strandgang beendet.
Wer hektischer Neugier Tribute gern zollt,
bewegt jetzt den Daumen und scrollt und scrollt.
Wer nicht, lässt nach diesem Belangloses-Teilen
den Eindruck genießend zwanglos verweilen.


cow April 2025

Bild zum Gedicht Selbstie am Strand

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.04.2025. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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