Marc Donis
Slawisches Leben
SLAWISCHES LEBEN
Mein Herz verschlug vor zwei, drei Jahren.
Ich bild‘ mir nur den Herzschlag ein.
Und wenn ich sterb‘, wer wird‘s erfahren.
Ich mein‘, ich werd‘ nicht lebend sein.
Ich mein‘, ich werd‘ halt nicht lebendig.
Ich tat nicht viel für diese Welt.
So schlägt mein Herz nun nicht beständig.
Ich will, dass gar nichts mich mehr hält...
Ich mein‘, ich hab‘ mich selbst verworfen.
Es ist nicht schlimm. Dass ich zerrann.
Beginnt mein Leib durch mich zu schorfen.
Denn jeder stirbt nun irgendwann.
Mein Herz verschlug vor zwei, drei Jahren.
Es ist, als leb‘ ich schon verkehrt.
Und wenn ich sterb‘, wer wird‘s erfahren.
Denn niemand ist das Leben wert...
Felder mit Weizen erscheinen mir slawisch und wendisch.
Ich weinte in Träumen, die hab‘ noch gar nicht geträumt.
Doch halten und schützen wir Liebe auch weiterhin händisch.
Wir haben zu vieles im Leben grundsätzlich versäumt.
Verwelken nun Birken. Doch blühten bis grade die Sterne.
Es weint nun mein Auge. Das zweite wird langsam zu blind.
Ich brauche nicht vieles. Sodass ich mein Fühlen entferne.
Ich werde kein Engel. Ich bleibe ein sterbliches Kind.
Rühren mich Eschen. Doch blühten im Garten die Callen*.
Ich weinte in Träumen, die hab‘ noch gar nicht erdacht.
Erscheinen die Erden durch Anmut ein bisschen zerfallen.
Hängt auch nun tröstend im Herzen so ruhig die Nacht.
Felder mit Weizen erscheinen mir sorbisch und ehrlich.
Durchmischen die Nelken das Gold der Weiten nun schon.
Säuseln die Gersten im Winde doch gar nicht entbehrlich.
Wer hört das Singen. Ich kenne zu gut diesen Ton.
Felder mit Weizen erscheinen mir slawisch und neulich.
Scheint auch der Himmel, als hätten wir Farben verstreut.
Schwimmt und ertrinkt auch mein Barnim im Bläulich.
Spricht es, als hätt‘ ich mein Leben umfassend bereut.
Felder mit Weizen erscheinen mir slawisch. Wie Märchen.
Sorbisch um sorbisch erscheint mir gebietlich die Nacht.
Und träum‘ ich, dann seh‘ ich nur Eibisch‘ und Lärchen.
Ich brauche kaum Sommer. Da hab‘ mich wirklich verdacht.
Felder mit Weizen. Wer kennt nun die ganzen Chansone**.
Ich kenne die Sprachen. Ich habe nichts wirklich gesagt.
Liebe liebt Liebe. Dann lebe ich für immer halt ohne.
Denn hab‘ ich das Lieben nie wirklich mit Herzen gewagt.
Kenn‘ ich nicht vieles. Mir reichen die Dörfer und Sorben.
Und starb‘ ich im letzten Verbleiben, ich glaube, im Arm.
Ich glaube, ich bin halt in deiner Umarmung gestorben.
So schenket mir Winter. Denn Liebe ist mir schon zu warm.
Kenn‘ ich nicht vieles. Mir reichen die Dörfer und Sorben.
Und blühen die Callen. Bedeuten sie gar nichts für mich.
Ich glaube, ich bin halt für immer in Armen gestorben.
Und seh‘ ich mein Barnim. Erinnert mich alles an dich.
05.07.2025
Eberswalde / Barnim
(c) Marc Donis
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* Callen = Blume Calla (Plural eigentlich Callas
musste wegen des Reimes abgeändert werden)
** Chansone (Gesprochen: Kansone) = Lied
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2025.
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