Marika Thommen
Der Mantel
Traurig,
ihr Blick in die Tiefe.
Schöne große Augen,
jung,
zu jung
schauen in die Erlösung.
In die dunkle Tiefe,
in den Sog.
Die Erlösung webt ihren Mantel
wirft ihn über sie.
Über das junge unschuldige Blut.
Der Mantel saugt sie aus,
die letzten Tropfen der Vernunft,
der Stärke und Hoffnung.
Ihr Blick verschleiert,
erkennt nicht die Gefahr.
Geprägt und schwer ihr Herz,
durch Einsamkeit,
vor Sinnlosigkeit ihres Daseins.
Verloren,
auf dieser großen weiten Welt.
Nutzlos.
Ungeliebt.
Verlassen am Geländer dieser hohen Brücke.
Unter ihr,
tosend mächtig,
die dunkle Erlösung.
Mächtig.
Gnadenlos.
Überzeugt durch Stärke und Macht.
Fordert sie.
Der Mantel
dicht gewebt,
verhüllt die Scherben.
Die Scherben des jungen Lebens.
Das zerbrochen aus falschem Glauben,
unehrlicher Liebe.
Am Hass und Neid dieser Welt.
Am Egoismus.
Ihre Tränen vereinen sich in der Tiefe.
Fast hat sie verloren.
Unter dem dichten Mantel,
hoffnungslos, rettungslos,
unendlich.
Frei für die Erlösung.
Die dunkle kalte Stille um sie herum,
wird durchbrochen vom warmen herzlichen Licht.
Auch sie spürt die Wärme.
Ein warmer zärtlicher Hauch,
der sie streift,
und ihren Blick lösen lässt.
Zurück in die wirkliche Schönheit.
Sie spürt auch die Macht des Lebens.
Die Macht der Liebe.
Die Macht des Bewusstseins.
Das Leben lockt sie.
Möchte sie vom lästigen Mantel befreien.
Der drückt und so schwer
ihr eigenes Ich gefangen hält.
Lockt sie mit Liebe und Geborgenheit.
Wärmt sie.
Trocknet ihre Tränen.
Trennt den Mantel auf.
Faden um Faden.
Die Erlösung tobt und schäumt vor Wut.
Des Verlierens bewusst schlagen Wellen aus dem dunklen Nichts hervor.
Der Mantel ist aufgetrennt.
Ihr junges einsames Herz erfüllt von Freude und Zukunft.
Aufgewärmt von Liebe und Hoffnung.
Das Leben gibt ihr alles.
Zuneigung und Geborgenheit.
Hat sie erlöst vor der Erlösung.
Verliebt und Hand in Hand geht sie mit dem Leben.
M.Brauer / 2001
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2004.
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