Werner Malkowski
Dombutcher
rudi ist mitte dreißig und metzger
der tägliche haarverlust
setzt ihm mitleidlos zu
seine frau ist der chef der familie
und schmeißt den laden
sie steht früh auf und geht früh schlafen
und das ist rudis zeit
dann zieht er unter seiner jogginghose
den schwarzen lederslip an
geht an den computer und wird zum dom
er nennt sich dombutcher und
mit strengem blick tippt er die tasten
geht in den chat whip whoom
und schwingt dort den rohrstock
da wartet renate sie ist vierzig
ihr name ist libelle28dev
sie küsst imaginär seinen saum
im separee kerkertraum
mit klar gewählten worten
leben sie ihre tastenphantasie
libelle tippt flüsternd aua danke meister
und schüttet das nächste glas rotwein ein
gegen mitternacht kommt
anne die krankenschwester ist
hat einen langen weiligen mann
und eine 110 qm auslaufeigentumswohnung
ihr name ist nun gehorsamehexe
und im about deutet sie ein bi an
das erledigt dann dombutcher mit libelle
und alle sind zufrieden warum auch nicht
denn keiner hat eins
und verliert auch kein gesicht
er wohnt in rostock und sie in gütersloh
alle hämmern die tasten und alle sind sie froh
für den fall des falles liegt ein kleenex bereit
die letzte benutzung ist schon eine weile her
erotik ist halt grottenschwer
zum ausklang bindet rudi beide fest
verabschiedet sich bis morgen
sagt streng nun bleibt so liegen
bis ich wieder komme
libelle geht zu renate ins bett
anne ist noch für zwei stunden eine domina
für junge frauen die endlich
zart und rein sein können
und sich hier locker 15jahre weniger gönnen
da ist karl so kurz vor der verdienten rente
ist wieder siebzehn und noch jungfrau
trägt mit würde den xxlminirock
und bringt der grausamenhexe
wie anne nun heißt
die peitsche zum ablaßgebet
und alle sind zufrieden warum auch nicht
denn keiner hat eins
und verliert auch kein gesicht
er wohnt in rostock und sie in gütersloh
alle hämmern die tasten und alle sind sie froh
gegen drei in der nacht ist der spuk vorbei
und jeder ruht im alltagsallerlei
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.12.2004.
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