Aus klirrend kalten Tagen

Flieg nun fort - du lieber Morgen
aus deinen Taschen fielen Schneenüsse
von deinen Lippen rieselten Frostkristallgüsse
in den Gärten schlummerten noch
die verhangenen Fenster
mit den Mauern die aus der Erde stakten
Schornsteine glänzten wie Rubine ins Mondblau
aus dem Schnee prangte der Feuerdornstrauch
mit seinen mandarinenfarbenen Beerenperlen
die schwarze Krähen krächzend
in krummen Schnäbeln hielten
und in die Himmel wallte und wallte silbergrauer Rauch

flieg nun fort - du lieber Mittag
aus deinen Schuhen tropfte ein Knirschen
in den Wäldern sah ich Huschen von sanftleisen Hirschen
Möwenflug und Katzen hinter Glas
auf den Straßen dampften bunte Autos
wälzten sich langsam
wie brummende Käfer
in Puderzucker aus Kuchenresten
das Läuten der Schulglocke
hallte weit über die Stadt
wildes Kindergeschrei jagte in meine Ohren
und seinen Brief in der Tasche lief ich und lief

flieg nun fort - du lieber Abend
das Schlimmste ist doch wahr geworden
Dunkelbrokatdecken verhüllten den weißen Norden
aus des Liebsten Händen schlängelte sich
das geschriebene Wort
wie Bisse aus einer hechelnden Seele
und wie die rot gefallene Kirsche vom Sommerbaum
wird nichts mehr meine Herzschläge so jagen
wie sein Adieu aus tintenblassen Lippen

flieg nun fort - du liebe Nacht
und nimm mich mit in deinen pulsierenden Adern
es heilt nicht, mit dem Leben zu hadern
wie schwarzer Lack glänzt der Himmel
zwischen all den Sternen warten die fremden Träume
all die vergessenen Welten
flieg nur - du weise Schmerzensmutter Nacht
in meine leeren Hände fallen Schlaftropfen
aus den Springbrunnen verdorrter Sehnsucht
flieg und bringe mich schnell in die Gärten
meiner Engel, deren Schaukeln leer im Wind schweben

ich sehe noch ihr sanftes Lächeln für mich
einst - aus sonnenwarmen Tagen.