Istvan Hidy

Weihnachtsmärchen für Erwachsene

Es weihnachtet sehr Weihnachtsmärchen für Erwachsene Jedermann wird sich zweifellos daran erinnern, dass seinerzeit in Lappland auf einer Pressekonferenz der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Geier, bekannt gab, dass seine Gesellschaft den Weihnachtsmann "Geschenk-Ich-AG" für den läppischen Wert von 1,5 Millionen EUR aufgekauft hatte. Aufregung gab erst als dadurch eine "Fusion" zwischen dem Weihnachtsmann und der Knecht AG ermöglicht wurde, aber es konnte auch in dunklen, eiskalten Norden keiner den wetterentsprechenden neoliberalen Kurs verhindern. Dr. Geier teilte der Presse mit, dass in den Geschäften des Weihnachtsmanns keinerlei Änderungen geplant sind und alles genauso weiterlaufen würde, wie bisher. Er wies darauf hin, dass seine Gesellschaft in allen Ländern der Welt global arbeite, und dadurch mehr Kinder vom Weihnachtsfest profitieren würden als je zuvor. Weiterhin erklärte er, wir haben nicht die Absicht, das Image des Weihnachtsmanns zu verändern. Bald darauf ergab es sich, dass die Fusion weit weniger gut ausging, als man gehofft hatte. Eine betriebsinterne Kontrolle entdeckte, dass der Geschäftsbereich Weihnachtsmarkt weit unter den Unternehmensdurchschnitt hängt. Daraufhin erstattete ein Experte für Systemanalyse der Gesellschaft Dr. Geier einen Bericht, in dem er ausführte, da er die Methoden des Weihnachtsmanns gründlich studiert und einige Vorschläge für ihre Verbesserung zu machen hätte: Die Gewohnheit der Kinder, individuelle Briefe an den Weihnachtsmann zu schreiben, ist zeitraubend und umständlich. Zehn Weihnachtsengel arbeiten acht Stunden täglich, um diese Briefe zu öffnen und dabei Kinderträumen zu enträtseln. Das ist eine Verschwendung. Ich schlage deshalb vor, das künftig alle Kinder per E-Mail bei dem Weihnachtsmann bestellen. Wir akzeptieren nur unsere Geschäftsbedingungen, keine Sonderwünsche. Die zehn Weihnachtsengel bleibt uns so ersparen. Dr. Geier erklärte sich mit dieser Idee einverstanden und trotz der heftigen Proteste des Weihnachtsmanns, dass dadurch der persönliche Kontakt zwischen ihm und den Kindern verloren ginge, erklärte er, das seine Firma eine große Werbekampagne starten würde, in welcher überzeugt werden soll, dass es viel genauer sei, Computerbestellungen, als persönliche Briefe zu schreiben. Durch Spekulationsgeschäfte an der Börse begannen bedauerlicherweise ein paar Monate später, während der Weihnachtsmann eifrig an der Arbeit war, die Aktien der Gesellschaft zu fallen. Dr. Geier ordnete sofort Einsparungen an. Er verkleinerte die Wunschliste der Spielzeuge von fünfhundert, auf fünfzig. Dazu gab er mit Bedauern bekannt, dass infolge der schlechten Wirtschaftslage für jedes Paket, dessen Auslieferung mehr als fünfzig Kilometer vom Lappland entfernt erfolgen würde, eine Sondergebühr erhoben werden müsste. Der Weihnachtsmann protestierte ebenso energisch wie erfolglos. Als die Aktien der Gesellschaft weiter fielen, sandte Dr. Geier den Weihnachtsmann ein E-Mail. Verkaufen Sie die Rentiere vor Ihrem Schlitten. Jetzt hatte der Weihnachtsmann die Nase voll. Er kratzte die Ersparnisse seines ganzen Lebens, einige Tausender, zusammen und machte der vom Konkurs bedrohten Gesellschaft ein Angebot, um seinen eigenen Geschäftsteil zurückzukaufen. Der Konkursverwalter stimmte zu. Der Weihnachtsmann erwarb mit Steuergeldern unterstützt sein Marktsegment zurück. Er behielt die Renntiere vor seinem Schlitten, stellte die fleißigen Engel wieder ein. So kann er nach wie vor nach Brauch und Tradition arbeiten. So geschah es liebe Erwachsene. Also immer fest an Weihnachtsmann glauben: "Von drauß`n vom Walde komm ich her; / Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!" Istvan Hidy

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