Werner Malkowski
Wartezimmer
sie wohnt in einem möbelierten wartezimmer
das aussieht wie ein schaufenster
darin hockt sie zwischen telefon
und fernsehapparat
stuttgart postfach
warum antwortet er nicht
sie nimmt ein blatt papier
und schreibt noch ein gedicht
allein sein ist wie ein leerer safe
besonders im winter
die stadt ist weit
und das bild ist schlecht
von der antenne im stich gelassen
das dorf sieht aus
wie frisch gefegt
jeden morgen fährt sie mit dem bus
den endlos langen weg
fast fünfzehn kilometer
zur arbeit in die stadt
freitag kauft sie ein
was sie nötig hat
zwei gute flaschen wein
und frischluftspray für das bad
vielleicht kommt dieses wochenende
jemand zu besuch
und sie träumt
und sie räumt
die wohnung auf
irgendwann in der nacht ruft jemand an
und sie
sie weint und sitzt nur da
sie geht schon lange nicht mehr ran
allein sein ist wie ein leerer safe
besonders im winter
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.01.2005.
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