Heinz Stein

kassandrarufe 2002

vielleicht
bleibt uns die hoffnung
obwohl sie bereits
zum glücksspiel verkommen ist

aber warum nur
sollten wir heute noch
einen baum pflanzen wenn
die welt morgen unterginge

die welt - was ist die welt
meinen wir damit etwa
unsere armselige erde

die ist doch nur
ein staubkorn im all
und wir menschen sind noch
so unendlich kleiner
auch in unserem tun und denken

wo alkohol die ganz legale
droge nummer eins
ist schizophrenes denken
ganz normal
und wo man böcke
macht zu gärtnern
rüsten die apokalyptischen reiter
zur hetzjagd
auf alle aussenseiter

wär ich kassandra
würd ich warnend rufen
denn in unserer zeit
die von kultureunuchen
und geistigen widerkäuern
dominiert wird
( gott sei dank
sind die meisten ohnehin
nur eintagsfliegen )
müssen wir leider nun
mit lärmteppichen und
elektrosmog in betonsilos leben
die von diplomidioten
und fehlplanungsämtern
an reissbrettern der unfähigkeit
entworfen wurden und trauern
verlorenen paradiesen nach

in der arena
des beschränkten denkens
findet die olympiade
des schwachsinns statt
und da bejubeln wir
verführer und auch scharlatane
denn irrsinn wurde weltanschauung

hirnlose balltreter
bekommen mehr an geld
als hochschulprofessoren

im zirkus des lebens
macht der clown vom dienst
schon lange keine spässe mehr
dafür ist die lage viel zu ernst
der hokuspokus der politiker
wird in einer din-norm festgelegt
bekennende analphabeten
steigen zu managern auf
und ihre fehlleistungen
werden von konzernen
mit unsummen honoriert

das mittelmass
wird zur hohen schule
der bequemen hochstilisiert

wenn galgenvögel
an der börse zocken
ist ausverkauf
althergebrachter werte
zu billigstpreisen angesagt

in einer zeit
der inflation von nackten brüsten
und gepiercter bauchnabel
mutieren doppelte moral
und heuchelei zur tugend
aasgeier lauern
auf die nächsten insolvenzen
der ganz normale wahnsinn
findet täglich statt

terror und kriege sind
unsere ständigen begleiter
und zur kultur
gehört der amoklauf
das mass der dinge
war der mensch einmal
nun muss der mensch sich
an den dingen messen

hochhäuser nehmen uns das licht
abgase verdunkeln die sonne
machen den regen sauer
und rauben uns den atem

das denken wurde
gestern schon verboten

gehirne werden
megahertzschnell aufgeladen
für individualitäten
ist dort nicht mehr raum
der mensch nur noch
computerchipgesteuert
geklont und genmanipuliert
wird keine fragen stellen
tod oder leben
liegt nicht mehr bei gott
das schicksal wird bestimmt
durch einen zufallsgenerator

morgen ist weltuntergang
und keiner wird es bemerken

die bäume aber werden sich
auch ohne uns behaupten
denn die natur - sie ist gewaltig

© Heinz Stein

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Heinz Stein).
Der Beitrag wurde von Heinz Stein auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.08.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Heinz Stein als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Heimgeschichten - Leben im Altenheim von Christa Astl



32 kurze Geschichten, denen praktische Erfahrungen zugrunde liegen, begleiten eine Frau durch ihr erstes Jahr in einem Seniorenheim.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (5)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Welt der Zukunft" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Heinz Stein

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

wunder der schönheit von Heinz Stein (Erfahrungen)
DIE TEUFELSBRUT von Heidi Schmitt-Lermann (Welt der Zukunft)
Weihnachtsmarktzauber von Gerhild Decker (Weihnachten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen