Sonja Raab
verwandlung
gerade eben noch
war ich noch ICH
eine frau
um die 30
mutter von zwei kindern
künstlerin
gerade eben noch
hab ich meinen haushalt
gemacht
und essen gekocht
und mit den kindern
gespielt
ich nehme räucherkohle
zünde sie an und streue
etwas harz und salbei drauf
es beginnt zu duften
und mein körper
entspannt sich
weil er den geruch kennt
ich nehme meine flache
schamanentrommel
in die hand
und beginne in einem
monotonen rhytmus
zu trommeln
und singe dazu
ein lied
an die geister
ich schließe die augen
und erhebe mich
mit einem kondor
in die lüfte,
ziehe kreise am himmel
und erblicke die welt
von oben
ich spüre den wind,
fühle die schwingen
das rauschen in meinem kopf
die thermik
es zieht mich immer weiter
nach oben
es duftet nach harz und salbei
das geräusch der trommel
wird leiser
bis ich es nicht mehr höre
und die bilder werden klarer
berauschen die sinne
ich stelle fragen
und bekomme antworten von tieren,
steinen, bergen, wesen,
die ich in ihrer welt besuche
keine kinder mehr,
kein haushalt,
keine kunst,
nichts ist mehr da.
auch ich bin
nicht mehr da
ich befinde mich
auf reisen
zwischen den welten
unter der welt
und über der welt
und trommle
und atme den rauch ein,
der mich reinigt
und meine gedanken
mit sich trägt
ich singe mein lied
und weine und lache
und trommle
trommle
trommle
trommle
für die geister
für die ahnen
für die lehrer
und alle wesen
die mich begleiten
und ich bete
bete für meine familie
für meine kinder
für mich und alle
die mich umgeben
ich singe ein lied
für die geister
und ich trommle
und der rauch
kriecht in meine lunge
ich höre die schläge nicht mehr
ich schaukle
vor und zurück
und sehe sie....
und höre sie....
und spüre sie....
und sie helfen mir
und führen mich
ich bin beschützt
und begleitet
umgeben von ihnen...
IMMER
auch wenn ich sie nicht
besuche
in ihrer welt
und manchmal
wenn ich die augen
und das herz offen halte
dann kommen die gesiter
in meine welt
um sich zu zeigen
ein mäusebussard
oder ein reh
auf meinem weg
eine tanzende feuerzunge
oder ein windhauch
der mir gänsehaut bereitet
und auf sich aufmerksam macht
ich singe mein lied für sie
ich trommle
ich räuchere
ich bete und weine
und lache und bitte sie
um hilfe
ich bringe ihnen
kleine geschenke
eine feder oder ein stein
mit einigen blüten
an einem schönen platz
in der natur
und der wind
trägt mein lied
und der rauch
trägt meine gedanken
und mein herz
trägt die sonne
und mein kopf
trägt die bilder
ich singe für sie
ich bin beschützt
und begleitet
IMMER
solange ich
an sie glaube
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.03.2005.
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