Rainer Kraft
Gebet
Gott, laß mich wieder unschuldig,
und offen sein, wie einst als Kind,
bewahr mich aber dennoch vor dem Glauben,
daß mein Glück und Leben hier
aus dem Handeln anderer entspringt,
weil nichts und niemand
kann den leeren Raum
in meinem Innern wirklich füllen,
außer denn ich selbst.
Gib, daß ich nicht verlier die Zuversicht,
daß Schwieriges und Schläge gar
mich leben, wachsen, reifen lassen.
Schenk mir weiterhin die Gegenwart von Menschen,
die Mut und auch Geduld noch haben,
die Wahrheit mir in Lieb´ zu sagen.
Und daß ich weiß, die Umwelt ist mein eigen Spiegelbild,
ich immer wählen kann und neu erschaffen...
Liebe oder Angst,
Rückzug oder froh im Licht zu tanzen,
die Augen offen
oder orientierungslos im Wolkenweich versunken,
Zweifel oder Urvertrauen,
Wissen oder Ignoranz,
gib, daß ich alles schätze,
weil alles Teil von Deiner Schöpfung,
und in diesem Augenblicke, ist.
Und danke, daß Du mich unendlich sanft
in deinen Händen hältst.
Vorheriger TitelNächster TitelIch geb zu, die letzte Zeile erinnert sehr an Rilkes "Herbst" und ich finde sie einfach zu schön...sorry Rainer Kraft, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.05.2005.
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