Karl-Heinz Fricke
Nur einmal noch...
Nur einmal noch am Schachte stehn.
In die dunkle Tiefe sehn.
In der Hand das Grubenlicht.
Kurz und trüb ist die Sicht.
Noch einmal in die Tiefe fahren.
Es nur noch einmal wagen.
So rasend, wie in jenen Jahren.
Die Ohren waren stets beschlagen.
Noch einmal durch die Strecken gehn.
Erze glitzern an der Wand.
Bohrspuren im Schiefer sehn,
für ewig dort wie eingebrannt.
Noch einmal einen Türstock setzen
aus dem guten Holz der Fichte.
Einen Querschlag noch versetzen
im trüben Grubenlichte.
Einmal noch die Lore füllen
mit Schiefer oder Erzgestein.
Einmal noch "Es brennt" zu brüllen
in die Finsternis hinein.
Noch einmal einen Abschlag schießen,
dass der Schiefer liegt zuhauf.
Noch einmal die Kumpel grüßen
mit einem herzlichen "Glück Auf!"
Diese Träume sind von Dauer,
selbst noch nach fünfzig Jahren,
als ich als junger Hauer
in das Bergwerk eingefahren.
Karl-Heinz Fricke
Anmerkung: Erklärung der bergmännischen Ausdrücke:
Strecke: Gang, Türstock: Holzbau zum Schutz
Querschlag: Ausgeerzter kurzer Gang
Versetzen: einen Querschlag mit Sand etc. ausfüllen
"es brennt": Warnruf vor der Sprengung
Schießen: Sprengen
Abschlag: Größe einer Sprengung z.b. 2 Meter lang
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.07.2005.
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