Sandra Pulsfort
Mama
Nackte Äste, Baumskelette
säumten trist den Straßenrand.
hüllten jede Blickfacette
in des Winters Frostgewand.
Stumme Blicke schwiegen Bände.
Zärtlich nahm ich deine Hand.
In mir flammten Schwermutsbrände
fort der Hoffnung dünnen Wände.
Angstgefüllt, bis an den Rand
blieben Zweifel unbenannt.
fingen alle Bilder ein.
Um sie herznah aufzuheben,
tranken jeden fahlen Schein.
Lange würden sie nichts sehen,
außer weißes Klinikrein.
Hoffnung konnte nicht bestehen,
Wollte noch am Eingang drehen.
Denn der Weg aus Pflasterstein
Würd vielleicht dein letzter sein.
stieß Gebete ins Vinyl.
Spürte meiner Ängste Fänge
Zwischen Warteraumgestühl.
Helle Kittel trübten Träume.
Teilnahmsloses Wortgewühl.
Vor den Fenstern tanzten Bäume.
Karg bestückte Krankenräume
wirkten unbehaglich kühl,
gaben gar kein Trostgefühl.
Neonkammern voller Leid.
Angst entstieg der Hoffung Krumen.
Voller Feigheit, keimbefreit.
Konnte Tränen nicht maskieren.
Keine Worte griffbereit.
Musste dich doch motivieren
und zur Zuversicht tendieren.
Schämte mich der Lesbarkeit,
meiner selbst Zerrissenheit.
Gabst mir deine Pläne kund.
In den Sümpfen meiner Schwächen
glaubte ich, du wirst gesund.
Blindgeblickte trübe Augen
sahen durch den Arztbefund.
Wollten an den Tod nicht glauben.
Ließen sich die Stimme rauben.
Logen jeden Schatten bunt.
Schwiegen deine Fragen wund.
Geistgemeißelt marmorschwer.
Blieben stumm im Grabe liegen.
Sprechen kann ich sie nicht mehr.
Damals konnt ich sie nicht sagen.
Kein „Ich liebe dich so sehr“.
Heute hämmert Unbehagen.
Pein durchlöchert meinen Magen.
Bohrt noch schärfer als ein Sperr.
Meine Reue sticht mich leer.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.08.2005.
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