Angelika Röhrig
vernetzt geträumt
Zu Fäden gesponnen
getaucht in satte Farben
liegen wollige Kugeln
im geflochtenen Korb
Lustvoll hineingreifen
mit den Händen berühren
Fingerspitzen tasten
nach losen und festen Fäden
Schon webt das Bild sich selbst
Den Fäden folgen
durch versperrte Stuben
zerfallender Paläste
über gewendelte Treppen
hinauf in den Turm
Unbehagen verdichtet
in staubtrockener Essenz
saß sie nicht da
mit betäubender Spindel
die falsche Muhme
uralt
Ich war schon dort
in einer anderen Zeit
verträumte ein Leben
am Kelim
der wuchs und wuchs
Die rachsüchtige Muhme
längst skelettiert
sie nahm einst
meine Jugend – mein Blut
was ist geblieben?
Zwischen
Staubmäusen und Spinnenweben
im bröckelnden Gewölbe
hallt ein höhnisches Gelächter
Echo aus gruftigen Tiefen
mein Teppich aber
gewebt aus vielen Leben
mit Liebe gestichelt von Tränen benetzt
unverkennbar bunt
lockt mich hinaus
fliegt frei - wohin ich will
© angelika röhrig
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.10.2005.
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